Heute

das Auto zur Inspektion gebracht.
Dollarzeichen in den Augen des Werkstattmeisters gesehen, nachdem ich die Angabe zum Kilometerstand von sechstausendachthundert auf achtundsechzigtausend korrigieren musste. Und das Serviceheft nicht fand. Und mit »ja« eine oder-Frage beantwortete. Und das Kennzeichen mir entfallen war.
Ich bin eine Traumkundin.

///
Edit: Joah, das wärs dann mit Sommerurlaub.

Wie die Notizen über eine rostige Blechdose mich dialektisch beinahe zu einer Vollgermanin gemacht hätten.

Die Ästhetik von What Katie Ate hat mir ein aufgeschlossenes Herz für Emaille und altem Blech beschert. Für angelaufenes Besteck, grobgewebtes Leinen, aufgeplatzten Vorkriegslack.
Wahrscheinlich reihe ich mich damit ein in die prenzlauerbergische Lust aufs Land. Gebe mich dem urbanen Projektionsdrang hin, lasse mir diese inszenierte Authentizität dort wachsen, wo das Leben doch bestimmt gesünder ist. Wo die Hände arbeiten und nicht der Kopf. Wo alles nach frischer Erde riecht. Wo der Lohn für Fleiß in hochkursiger Zufriedenheitswährung ausgezahlt wird. Wo Biosiegel tautologischer Unsinn sind. Im Auenland vielleicht. Oder in der Rhetorik der 1930er. Führer war alles besser. Huch, so weit nach rechts hinten wollte ich doch gar nicht.
Aber ach, ich lebe in aufregend fortschreitenden Zeiten, in multikomplexen Zusammenhängen, ich betreibe Bausparen mit dynamischem Zins und gehöre mindestens einundzwanzig Zielgruppen an. Eine erhöhte Lebenserwartung ist ein guter Preis.
Jedenfalls. Heute hat mein verbeultem Blech aufgeschlossenes Herz eine Kaufentscheidung getätigt. In einem Antiquitätenladen für Geschirr, Kommoden, Goebbels Tagebüchern, Gießkannen und Staub. Mit einem gebeugten, hustenden Verkäufer und seinen zwölf Haaren, knarzenden Dielen, niedrigen Decken, fragwürdigen Treppen, Falltüren, dunklen Ecken und unzähligen Irrgängen.
Und als ich spinnenwebengewickelt ins Freie trat, eine hübsche Blechdose tragend, überrascht, dass ich nicht in eine Truhe gesperrt wurde, um nachts einer traurigen Katzenfrau vorzulesen, dachte ich, das würde ich doch gern notieren. Und das habe ich jetzt getan.

Hotel. HH. Oder DD.

An dieser Stelle starte ich eine kleine Umfrage unter meinen Lesern (und sexismusverdachtsmomentabwehrend auch Leserinnen).
Gesucht ist ein in den beiden Koordinatenachsen »schön« und »günstig« punktendes Hotel in Hamburg. Oder Dresden. Aber das darf Monsieur LeGimpsi nicht erfahren. Denn der will nach Hamburg. Und ich nach Dresden. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ähh, dem entscheidenden Hinweisgeber (oder Geberin, Du alte feministische Linguistikrunkel) wird aus Hamburg eine Postkarte geschickt. Oder Dresden.

lucy tommt mit

Dr. Schmotzen hat ein Haustier. Ein kleiner schwarzer Hund begleitet sie durch den Tag. Auf Reisen, am Tisch und in der Badewanne, Lucy ist dabei. Lucy braucht einen Anschnallgurt, frisst Unmengen Kartoffelbrei mit Fischstäbchen und kann in Rückenlage schwimmen. Lucy hat eine autoritäre Puppenmutter mit gütiger Veranlagung.
High-end produzierende Frau Steiff, produktinnovativer Herr Mattell, ihr wurdet ausgestochen. Von einer alten Herrenhandtasche.

liebi

Dr. Schmotzen ist eine listige Meisterin des Konfliktmanagements.
Schimpfe ich und sage: Dr. Schmotzen, was hast Du da gemacht? Warum hast Du diese dreihundert Klopapierrollen abgewickelt und mit Sonnencreme vermischt? Was hast Du Dir dabei gedacht? Schau mich an, wenn ich mit Dir rede! Und warum hast Du meinen Lippenstift abgebissen? Hast Du jemals gesehen, dass Menschen Lippenstifte essen? Wie alt bist Du, vierzehn Monate? Und wer soll das alles aufräumen, diese Sauerei? Dr. Schmotzen, sag mal, spinnst Du?
Wartet sie, bis ich fertig bin mit meiner Tirade und auf die neunzig Zentimeter große Person unter mir blicke, wie gelassen sie da steht und mich ansieht und ernst und reinen Herzens sagt: ich liebi dich.
Und wie soll ich da nicht mein Herz reinigen und sagen: Ich liebe Dich auch.
Ich knie mich neben sie und dann räumen wir den ganzen Mist auf.
Dr. Schmotzen: manipulative bitch oder Gürtelträgerin des Zen? Ich weiß es einfach nicht.

How sweet it is

Es reicht schon ein neuer alter Einkaufskorb.

Macht mich wie auf einem italienischen Wochenmarkt fühlen. Während ich im Containerdiscounter Knoblauch aus dem Kartonstapel zerre.

Ich war eine Wand

Heute war ich eine Wand. Eine Festung. Ein Verließ. Eine Kapsel. Ein Geschlossenes, Eingekehrtes, eine symmetrische Figur mit Schutzpolitur.
Wollte etwas in mich hinein, glitt es an mir herunter. Ich habe nichts betrachtet, nichts gehalten, nichts fortgetragen.

So ist es Dein Raum geblieben. Deine Kerzen, Deine Blumen, Deine Asche, Dein Bild. Und wir haben unser eigenes Fest gefeiert, Du und ich.