Über Eier

Karl: »ich tret dir jetzt in die eier!«
Johan: »na gut. aber triff nicht meinen penis.«
Dr. Schmotzen geht ab August in einen neuen Kindergarten, in einen, in dem die meisten älter als sie sind. Heute war Kennenlernnachmittag und neben ein paar Leuten, die Dr. Schmotzen im Kaufmannsladen abgezogen oder als Gewicht auf der Wippe verwendet haben (mit einem Mädchen gründete sie eine Brettschlepp-AG, in der sie ein altes Holzbrett über das Außengelände trugen und immer mal wieder pausierten um die Landschaft zu betrachten.), lernte sie eben auch neue Wörter kennen. Und Körperteile, das war interessant.
Bislang steckte die Tochter mit einer Handvoll Kollegenkindern in einer Betriebskita für Menschen unter drei Jahren. Da war sie altersmäßig überdurchschnittlich und zählte sich selbst zu den Erziehern. In der neuen Fremdbetreuung wird sie dann mittendrin sein und sich strecken müssen und verteidigen, was sie ist und kann allein die Puppen mit ihren mütterlichen Kompetenzen umsorgen.
Ich glaube, das wird gut, vor allem für Dr. Schmotzen. Die ist ein Kind, das wahrscheinlich vorsichtiger und zurückhaltender ist als andere, das nicht nach vorne zieht, dafür aber ein ausgeglichenes Klima verströmt und ein ruhender Pol ist, wie eine Pflanze vielleicht. Außerdem räumt sie gern auf und tritt niemandem in die Eier. Mit Dr. Schmotzen haben die Kindergärtnerinnen einen guten Fang gemacht.
Als wir zu Hause waren, haben wir erstmal Pfannkuchenerdbeertorte gebacken.

Meine abgerockte Küche, gelb

Neunzehnhundertsechzig kaufte eine alleinstehende, dysthyme Frau eine Küche. Niedrigwertig für knappes Geld. Pickert wurde in ihr gebacken, Tabletten in ihr verwahrt. Dickwändige Flaschen mit kochendem Wasser gefüllt gegen kalte Glieder.
Fünfzig Jahre später lebt die alleinstehende, demente Frau weit weg (vielleicht lebt sie auch nicht mehr und ist einfach) und ihre abgerockte Küche gehört mir. Zimtschnecken werden hier gebacken, Gewürzmühlen verwahrt und meine Wärmflasche ist aus Kautschuk.
Letzte Woche, nach zwei Jahren, habe ich mich mit meiner Küche befreundet. Kurz bevor ich mich von ihr trennen wollte, strich ich sie in vierzehn Minuten rapsgelb und für Dr. Schmotzen die Schublade, in der ihr Besteck liegt, bonbonblau. Und so gefällt sie mir. Und so bleibt sie.

Passt gut.

Ich habe gestern eine Kürbissuppe gemacht und bin niemand, der Erdbeeren im Februar kauft, das solltest Du wissen. Der Kürbiskaufakt war motiviert durch den Wissensbedarf, ob meine neue Freundin, die Süßkartoffel, sich mit ihrem teuren, roten Hintern neben Hokkaido, Zwiebeln, Möhren, Ingwer, Petersilie und Kürbiskernöl wohlfühlt. Und wie sie das tut. Da warte ich ganz beruhigt auf den Herbst und bin nett zu den Fräuleinwundern Saisonal und Regional.

Mein Karabiner in Deinem Haken

Natürlich ist sie angekommen. Sie lag im Briefkasten, in meinem, zwischen Rechnungen und Werbeträgern. Natürlich ist sie angekommen, wie alles von Dir mich erreicht. Wie Du mich auf Kurs bringst. Deine Geschichte mit mir teilst und mich die Dinge in meiner Hand hin und herdrehen lässt, wo ich sie betrachten kann und die, die passen, einstecken darf. Wie Du zulässt, dass sie für mich ein Stück anders ausschauen, weil ich sie vor meinen Augen wachsen lasse und bei mir wachsen sie ja nicht, wie Du sie kennst. Um das auszuhalten, braucht es Weite und davon hast Du einen ganzen Vorrat.
In meinem Kasten also: ein weiteres dicht beschriebenes Papier.

Loslassen, was nicht zu halten ist

Wir sind in einen neuen Raum gezogen.
In einen, in dem nicht an jeder Tür und jedem Fenster und in jedem Blick Verlust steht und auf dem Türschild sein Name. Wir sind in einen verlustfreien, namenlosen Raum gezogen mit frisch geweißten Wänden.
Und da lebst Du jetzt und bist einen Schritt weiter und richtest Dich neu ein und richtest Dich neu aus.
Er ist mitgekommen, er kommt ja überall mit hin, aber es ist nicht mehr seins und Deins, sondern nur noch Deins. Weil Du hier bist und etwas brauchst, das Dir gehört und nach vorne zeigt.

In der Vorstellung und der Zeit davor ist das eine ungehörige Idee, den Raum zu wechseln. Als würden wir uns mit dem Verlassen abwenden. Als würden wir etwas Gemeinsames nicht bewahren, eine Sammlung auflösen.
Die Vorstellung ist abgelaufen, jetzt sind wir drin und es trägt. Mit der ersten Kiste, die den Raum gewechselt hat, hat sich etwas zurechtgerückt. Ein Steinchen von vielen (die meisten lassen sich nicht zurechtrücken).
Das Sofa, die Lampe, der Tisch, alles hat seinen Platz gefunden, schnell, fliegend vielleicht. Die Dinge haben sich neu aufgestellt, zeitgemäß.

Und jeder von uns hat im neuen Raum einen Platz, an dem er sich wohl fühlt.

Birnen und Feta und Walnüsse


Wenn Du Hunger auf etwas Süßes, Knuspriges, Frisches hast, dann mach Dir Birnen-Feta-Walnuss-Angelegenheiten.
Du brauchst dazu:
__ein französisches Landbrot
__drei sehr reife Birnen
__250 g Feta
__eine Handvoll Walnüsse
__eine kleine rote Zwiebel
__Honig
__Olivenöl
__Balsamico
__frisches Basilikum

Du schneidest das Brot in Scheiben. Einen Zentimeter dicke Stullen sind prima. Du putzt das Obst, die Schale bleibt, wo sie ist, direkt unter ihr stecken ja die ganzen Vitamine. Du dankst Deiner Mutter für dieses jahrelang penetrierte Wissen.
Birnen und Feta schnippelst Du in feine Scheiben und verteilst sie abwechselnd auf dem Brot. Das kann ruhig eng gepackt sein, stell Dir übervolle Postkisten vor, in denen die aufgereihten Briefe für André Rieu liegen. Die ganzen Senioren, die tatsächlich glauben, dass er ihnen persönlich antworten wird und sich über die Einladung zum Geburtstagskranz freut.
Die Birnen-Feta-Brote marschieren nun in den Ofen ein und bleiben dort, bis der Käse ein wenig gratiniert.

Du zerbröselst die Walnüsse, Du wandelst die große runde Zwiebel in kleine eckige Stückchen, Du verteilst beides auf den Birnen-Feta-Broten und beträufelst die Glückseligkeit mit Honig, Olivenöl und Balsamico. Zum Schluss legst Du Basilikumblätter auf ihr neues Bett und das wars.


Und wer hats erfunden? Diese kochbegabte Dame, vielen Dank dafür.