Linsensuppe

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Linsensuppe ist jetzt natürlich keine Schönheit. Man kann da mit Kräutern, Petersilie oder Schnittlauch, noch einiges retten, die hatte ich aber grad nicht parat. Ich zeige die Linsensuppe also in ihrer ganzen Hässlichkeit.

Das Rezept hat Monsieur LeGimpsis Mutter geliefert, das ist schon eine Weile her und gehört seitdem fest in unsere Winterküche.

Jetzt gehts los:
__ 250 g Tellerlinsen
in 750 ml Gemüsebrühe aufkochen und dann bei kleiner Hitze rumblubbern lassen. Auf meiner Tellerlinsenverpackung steht regelmäßig, das dauere eine Dreiviertelstunde, aber das stimmt ja gar nicht! Nach zwanzig Minuten sind sie fertig, zumindest so gar, wie ich gern hätte. Am besten, du steckst dann und wann mal den Löffel zu ihnen, probierst und entscheidest selbst. Wir sind ja schließlich alle kritische Konsumenten und sollten uns von Tellerlinsenherstellern nichts vorschreiben lassen.

Zur gleichen Zeit in einem anderen Topf:
__ 1 Zwiebel
__ 1 Knoblauchzehe
__ 1 daumengroßes Stück Ingwer
__ 4 große Kartoffeln
putzen, kleinschneiden und in etwas Öl andünsten.
__ 500 ml Gemüsebrühe
druffschütten und so lange köcheln lassen, bis die Kartoffeln gar sind. Ich werfe da immer auch noch
__ 2 Rauchendchen
dazu und lasse die mitgaren, das musst du aber nicht. Die Suppe schmeckt auch wurstlos.

Sobald die Inhalte beider Töpfe erweicht sind, gebe ich die Linsen zu der restlichen Suppe. Ich schütte vorher noch ein wenig überschüssige Flüssigkeit ab, aber eigentlich haben sie sich bereits mit dem größten Teil der Brühe vollgesogen.

__ 1 kleine Dose ungesüßte Ananas
landet ebenfalls samt Saft bei Linsen und Kartoffeln und wird kurz erhitzt.

Am Ende schmecke ich die ganze Hässlichkeit mit
__ 1 EL Currypulver
__ Salz
__ Pfeffer
ab und verkünde die drei goldenen Worte „Essen ist fertig!“.

wieder drin

In dieser Woche habe ich begonnen, wieder ins Büro zu gehen. Das hat exzellent geklappt und macht mich sehr, sehr froh. Ich habe total regelkonform stundenlang rumgesessen und bin nicht wie erwartet von meinem Stuhl geflossen, um auf dem Boden zu liegen und mich in den Papierkorb zu übergeben. Seither fühlt sich alles an, wie der erste Frühlingstag nach einem wirklich düsteren Winter. Wenn du dich zum ersten Mal wieder nach draußen setzt und die Nase in die Sonne hältst und du merkst, die Knochenkälte ist vielleicht noch da, aber quasi schon besiegt, denn jetzt macht sich etwas neues breit.
Und das gibt richtig Schubkraft. So viel Spaß an der Arbeit hatte ich schon lang nicht mehr. Und so viel Werkstolz. Wenn die bisherige Tagesleistung darin bestand, wenigstens einmal die Zähne geputzt zu haben, setzt so eine erste Antwortmail an den Kunden ungeahnte Kompetenzgefühle frei.
Ich glaube nicht, dass ich nach den hinter mir liegenden acht Wochen Matratzengruft jetzt besonders produktiv war. Aber eben hinreichend. Und ich habe sofort gemerkt, dass ich genau den richtigen Zeitpunkt der Rückkehr gewählt habe, nämlich nicht zu früh, dass ich inhaltlich fix wieder drin war.
Körperlich bin ich jetzt noch nicht auf dem Höhepunkt meines Wohlbefindens. Die Stunden zwischen Aufstehen und ungefähr zehn Uhr morgens sind zwischendurch eine Quälerei. Ein Camembertbrötchen päppelt mich auf und verschafft mir bis zum Mittag eine durchaus stabile Zeit. Und dann kommt das Beste, dann geh ich nämlich in unsere Kantine, die abends zum Restaurant wird, und suche mir eines der vom Sternekoch aufgetischten Gerichte aus. Das nehm ich dann mit an meinen Schreibtisch und habe die ungeheure Freude, während der Arbeit immer mal wieder eine Gabel Tomatenrisotto oder Linsengemüse mit gebackenem Kürbis oder Gnocchi mit Rucola oder Steinpilztortellini zu essen. Der Kontakt zur ersten warmen Speise am Tag verschafft mir nach wie vor das Gefühl, gerettet zu sein. Ich stelle mir genau so Heroinkonsum vor. Es breitet sich eine warme Decke über meine Schultern und ich weiß, der Heiland hat sich zu meinen Füßen niedergelassen und es ist gut.
Am Donnerstagabend hatte ich sturmfrei. Dr. Schmotzen pennte bei ihrer Oma, Monsieur LeGimpsi war bei irgendeiner Büroveranstaltung und ich lag um acht Uhr platt und glücklich in meinem Bett und konnte nicht fassen, dass mein Alltag so gefällig wieder reingeflutscht ist.

erster erster

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Was war das für ein Jahr?
Der Plan:
> mehr rumhopsen, mehr spielen, mehr auf neue Wegesränder schauen, mehr mit Freunden machen. Mehr Meer sehen. Mehr Leichtigkeit: Wir waren am Meer, ich habe es also zu hundert Prozent mehr gesehen als im Jahr davor. Ich habe vielleicht nicht öfter was mit Freunden gemacht, ich bin nun mal ein ziemlicher Einsiedlerkrebs, aber wenn, dann war es sehr schön. Vor allem die Momente, in denen man gar nicht so viel sagen muss, in denen man sich zurücklehnt und die anderen reden lässt und man einfach guckt und hört und sich wohlig fühlt. Mehr Leichtigkeit, ja, die ist wohl da, Monsieur LeGimpsi hat sich dazu umfassend, auch im Kommentarfeld, geäußert, diese Leichtigkeit wurde gebraucht, sie strahlt auf uns alle ab.
> dreißig werden: Vollkommen schmerzfreie Angelegenheit. Ich hatte einen ziemlich tollen Tag und kann jedem nur empfehlen, so häufig und aus vollem Herzen dreißig zu werden, wie möglich.
> eintrudelnde Rechnungen sofort öffnen, begleichen, ablegen: Das klappt eher gar nicht, zwischendurch hatte ich gar eine kurze Brieffreundschaft mit einem Inkassounternehmen, weil ich die ganzen Mahnungen ungeöffnet an einem schwer zugänglichen Ort verwahrt hatte. Und ich habe deswegen noch nicht mal ein schlechtes Gewissen, weil ich den Gegenwert der ganzen Mahngebühren am Ende des Jahres ja spende. Es war sogar so, dass ein kleines Männchen mir bei jedem Blick in den Postkasten zugeflüstert hat: Öffne den Brief lieber nicht, wirf ihn direkt hinter die Kommode, die Wohltätigkeitsorganisationen dieser Welt werden es dir danken. Im Prinzip habe ich mich also ethisch total verantwortungsvoll verhalten.
> mehr spazieren gehen: Ich glaube, damit meinte ich wandern. Hm. Monsieur LeGimpsi und ich waren nur ein Mal wandern in diesem Jahr. Lame. Das war allerdings eine sehr schöne Wanderung, die durch Orientierungsproblematiken etwas länger ausfiel als geplant und bei der ich auf wirklich nachdrückliche Weise lernte, niemals ohne jeglichen Proviant durch gastronomisch unerschlossenes Gebiet zu krackseln.
> mit Monsieur LeGimspi hin und wieder mal was digitales spielen: Nä! So gern ich den auch mag, ich bringe es einfach nicht übers Herz. Dafür haben wir im Herbst sehr viel analog gespielt, das war ziemlich gut und hat sich in einer eigenen informativen Kategorie niedergeschlagen. Da freut sich das protestantische Gemüt: nicht nur Spiel, sondern auch produktiver Output.
> eine bestimmte Sache abwickeln: Holy Cannelloni. Dieser Vorsatz hat mich das ganze Jahr über beschäftigt. Letztendlich hats aber nach einigem Hin und Her geklappt und Monsieur LeGimspi und ich, wir kleinen Schöpfer, haben neues Leben gemacht. Ha. Das wächst jetzt noch bis zum Sommer in mir rum und dann kommts raus und dann wirds lustig. Im Moment ist allerdings überhaupt nichts lustig, denn wie schon bei Dr. Schmotzen damals befinde ich mich in einer kleinen Nussschale mit schlechter Statik auf der rauen See der Schwangerschaftshormone und lass mich rumkicken wie es dem HCG-Gott gefällt.
So war ich seit sieben Wochen nicht im Büro und bin darauf angewiesen, dass andere mir Essen anreichen, das sie vorher für mich zubereitet haben, dass sie Dr. Schmotzen zum Kindergarten und anderen Beschäftigungen geleiten und abholen, dass sie sie ins Bett bringen und unter die Dusche stellen und darauf achten, dass die Zähne sauber sind und ihr Zeit und Aufmerksamkeit und Liebe schenken, weil ich bis auf das mit der Liebe nichts mehr hinkriege. Und einfach nutzlos im Bett liege und auf den Tag warte, an dem dieser Zustand vorbei ist und ich mein altes Leben zurückbekomme. Ich kenne das ja bereits. Da brauchst du einfach Geduld und so gute Menschen um dich herum, wie ich sie habe.
> mit Dr. Schmotzen regelmäßig schwimmen gehen: Wir waren am ersten Januar schwimmen und danach nie wieder. Ich bin eine wirklich schlechte Mutter im Hallenbadkontext.

Zweitausendfünfzehn:
> Ja, das wird jetzt schwierig. Im Moment lebe ich in der Bedürfnispyramide ja auf unterster Stufe. Ich habe für 2015 keine weiteren Vorsätze und Ziele, als wieder vollumfänglich ich zu werden.
> Dem neuen Kind einen guten Start bereiten. Ich glaube, bei Dr. Schmotzen habe ich das ganz ordentlich geschafft. Da hatte ich vom ersten Moment an eine tiefe Ruhe und irgendwie Sicherheit und wusste, das, was ich hier tue, ist genau richtig so. Dr. Schmotzen hats mir natürlich auch sehr leicht gemacht. Ich hoffe, das neue Kind und ich haben auch direkt einen guten Draht zueinander.
> Ach, ich schlepp da so eine Baustelle mit mir herum, schon seit ich vierzehn bin. Und wie das bei Baustellen, um die sich niemand kümmert, so ist, wird sie immer größer und störender und verursacht Stau und macht schlechte Laune. Ich müsste da mal die Ärmel hochkrempeln. In diesem Jahr haben zwei meiner Lieblingsmenschen ihre persönlichen Baustellen auf sehr eindrückliche Weise dichtgemacht. Das hat mir gezeigt, dass ichs vielleicht auch schaffen könnte. Auch wenn ich mir das einfach nicht vorstellen kann.
> Ich habe vor Weihnachten in einem hormonell höchst nebulösen Zustand eine Raclettemaschine bestellt. Die liegt jetzt OVP hier rum und ich kann sie nichtmal aus dem Karton nehmen und begutachten, weil die auf der Verpackung abgebildeten Nahrungsmittel meine Übelkeit so sehr verschlimmern. Jedenfalls. Offensichtlich will ich im Laufe des Jahres Raclette essen. Ich lade b. und ben_ samt Giraffe herzlich dazu ein und hoffe, dass wenigstens sie sich mit dieser Form der Kulinarik auskennen. Sonst wird das eine Angelegenheit der vollkommen schwarzen Küche, die Grundlage dafür steht jedenfalls bereit.