acht!
Bild: Monsieur LeGimpsi
Wir spielen: Robinson Crusoe
Hui, das war komplex. So viele Regeln! So viele Schrauben und Bolzen und Rädchen, an denen gleichzeitig gedreht wird. Das Spiel gegen dich und du gegen das Spiel. Da brauchst du einen guten Partner an deiner Seite. Oder du nimmst halt den, der gerade da ist.
Monsieur LeGimpsi hat Robinson Crusoe schon ein paar Mal allein gespielt und wurde dabei immer von einem Eisbären gefressen. Natürlich hat sich eine wahnsinnige Furcht gegen wilde Tiere bei ihm entwickelt und ein bisschen auch gegen das Spiel. Darum hab ich drei Stunden beste Lebenszeit nach 20 Uhr geopfert und mich zu ihm gesetzt und meine verdammte Pflicht als Teammitglied bei einem kooperativen Spiel getan.
Kooperationsspiele sind mir die liebsten! Erstens sitzt man da so schön eng nebeneinander und Monsieur LeGimpsi sieht nicht, dass ich die Regeleinführungssituation manchmal für ein Schläfchen nutze. Diesmal sogar mit Tiefschlafphase, so kompliziert und ausgefuchst ist das alles und so gründlich muss erklärt werden.
Als es dann aber losging, war ich wieder voll da, denn das Setting ist wirklich gut: Man wacht auf einer unbekannten, einsamen Insel auf und hat eine Mission zu erfüllen, damit einen das später vorbeifahrende Schiff retten kann. In unserem Szenario mussten wir Feuer machen und einen Holzvorrat anlegen. Um das zu können, mussten wir Werkzeug bauen. Um das zu können, mussten wir Ressourcen sammeln. Um das zu können, mussten wir Ressourcen finden. Um das zu können, mussten wir Teile der Insel erschließen. Und um das alles zu können, mussten unsere Moral und unsere Unversehrtheit auf einem top Niveau sein, unsere Unterkunft dem immer schlechter werdenden Wetter entsprechend stabilisiert werden und unser Waffenlager groß genug, dass Eisbären uns nichts anhaben können. Außerdem streut das Spiel immer mal wieder unvorhergesehene Ereignisse ein, meistens schlechte, um die muss man sich auch kümmern.
Jeder Spieler hat pro Runde bis zu zwei Aktionen. Da kann man sich ganz frei ausleben, je nachdem, ob man eher ein risikofreudiger Typ oder konservativ ist. Bei ersterem stehen einem dann zwei Aktionen zur Verfügung, das ist grundsätzlich toll, aber dafür entscheiden Würfel, ob sie erfolgreich sind oder eben nicht. Ist einem das zu aufregend, entscheidet man sich halt für nur eine Aktion, aber die ist dann wenigstens sicher.
Die Umstände werden von Runde zu Runde widriger, sodass man genau analysieren und entscheiden muss, welche Aktionen, wie riskant gestaltet werden und welche Opfer man bereit ist, auf der Versehrtheits- und Moralskala zu bringen. Da hatte Monsieur LeGimpsi es natürlich gut, dass ich dabei war und das knallhart für ihn durchkalkuliert habe. Monsieur LeGimpsi neigt bei sowas immer eher dazu, völlig absurde Entscheidungen zu treffen. Der hätte aus unseren letzten drei Einheiten Holz vermutlich einen Gameboy geschnitzt, anstatt mit ihnen unser Dach gegen den Wirbelsturm zu sichern. Kein Wunder, dass er ohne mich sofort vom Eisbären gefressen wird. Bei mir hat der sich überhaupt nicht blicken lassen! Nur ein Wildschwein war kurz da. Am Ende haben wir ziemlich locker gewonnen und gleich das erstbeste Schiff nach Hause genommen. Das war schön, wir hatten sogar richtige Matratzen und es gab Kaffee. Und zum ersten Mal seit zehn Runden etwas anderes zu essen als Bananen.
Zur Insel gehört Freitag, der ist dort geboren und hilft einem. Ich hätte ihn am Ende gerettet, aber Monsieur LeGimpsi meinte, das sei Quatsch, die Insel nunmal seine Heimat, seine Lebensversicherung auch noch nicht ausbezahlt und so sind wir halt ohne ihn los. Tut mir leid, Freitag, ich hab dich sehr gemocht.
Was ich ebenfalls mochte, ist die Gestaltung des Spielmaterials (bloß nicht die Typo, aber das wäre jetzt kleinlich). Ich find die Illustrationen gut, die Qualität des Materials und dass sich das Spiel auch physisch richtig schön groß vor einem ausbreitet.
Kategorien: Kooperationsspiel, Strategiespiel, Kommunikationsleistung, Materialliebe, Schiffbruch, my man Freitag, Riesenmaschine
Dauer: bissi lang, wenn man die Regeln noch nicht so gut kennt
Frustrationstoleranz erforderlich: ja (alles soweit erledigt und dann kommt ein verkackter Hurrikan)
Anzahl der Spieler: zwei bis vier
Was machen Kinder solange: die Ressourcen verwalten
Was liegt unter der Erde und stinkt?*
Beim Kind ist der Groschen in Mathe noch nicht so richtig gefallen. Vielleicht scheint es auch nur so deutlich, weil sie in Lesen und Schreiben wirklich gut ist. Kein großes Wunder, schließlich wächst sie in einem buch-, schrift-, text- und sprachverliebten Haushalt auf. Jedenfalls wird bei den nachmittäglichen Hausaufgaben klar (zumindest so weit ich das mitbekomme, Dr. Schmotzen macht den Schulkram selbstständig. Wir versuchen, so wenig wie möglich da reinzufunken. Kann die Lehrerin direkt sehen, wie das Kind seine Aufgaben bewältigt und wo es noch weitere Aufschlauung benötigt. Ha, dieses bekloppte Wort zum letzten Mal im Büro gehört, also vor anderthalb Jahren. Es seither nicht vermisst.), dass Deutsch flutscht und Mathe eher hakt.
Was zur Folge hatte, dass wir zu Beginn der Herbstferien ein altes Tablet aus dem Schrank gefischt, es von sämtlichen Anwendungen befreit und stattdessen kindergesichert haben. Dann zwei Mathe-Apps drauf gepackt und dem Kind zur Verfügung gestellt. Es rechnete ein paar Tage, stellte sich dabei die leichteste Schwierigkeitsstufe ein und fand dann heraus, dass man mit dem Ding auch Notizen erstellen und Mails und Nachrichten verschicken kann. Und dass sie eine eigene Mailadresse und damit einen persönlichen Mailaccount besitzt. Und seither wird dieser kleine Computer eben wieder nicht für Mathe genutzt, sondern für Texterstellung und -verschickung.
Monsieur LeGimpsi, Dr. Schmotzen und ich haben jetzt eine eigene Messenger-Gruppe. Und das ist sehr, sehr lustig. Mehrmals am Tag bekommen wir Nachrichten von der Tochter, auf deren Erhalt wir meist mündlich hingewiesen werden. Ich hab euch eine wichtige Nachricht geschrieben, kuckt mal eure Handys an, spricht sie dann. Und da stehen dann Witzfragen oder eine Aneinanderreihung von Emojis oder Fotos von Spartacus ohne Nasenlöcher und mit miteinander verwachsenen Augen, die tausendfach verzerrt und gespiegelt wurden. Manchmal auch Geschichten, die kommen dann aber per Mail.
Gestern saß in einem Wartezimmer 15 Kilometer von Dr. Schmotzen entfernt und habe mit ihr Nachrichten ausgetauscht. Das war schön.
Und schon ist eine neue Kommunikationsdimension unter uns entstanden, einfach so. Ich liebe Schriftsprache und umso mehr liebe ich, dass sie jetzt auch mit meiner großen Tochter funktioniert.
* eine Furzel
Spiel Nummer drei
Am dritten Tag haben wir Splendor gespielt. Genau wie vor einem Jahr schon.
Dr. Schmotzen ist mittlerweile alt genug, um richtig mit dabei zu sein. Zu dritt machts eindeutig mehr Spaß. Vor allem, weil ich ziemlich hoch gewonnen habe und Monsieur LeGimpsi diese Schmach vor Publikum einstecken musste.
Wir spielen: 7 Wonders Duel
Ja, also das zweite Spiel, das sag ich mal gleich, fand ich nicht so gut. Da hab ich verloren und außerdem befand ich mich ab der ersten Runde in einer äußerst defensiven Position, weil Monsieur LeGimpsi direkt wie ein Irrer startete. Völlig aggro. Ich war dann die ganze Spielzeit darauf bedacht, dass er mich nicht zerstört oder punktemäßig davonläuft. Da war ich also mehr mit dem Gegner beschäftigt, als mit der eigentlichen Spielidee, nämlich mir eine schöne, prosperierende Stadt zu bauen. Das hat nicht so viel Spaß gemacht! Wie so ein kleiner Terrier bin ich rumgerannt und hab versucht, ihm ein Stück aus den Waden zu beißen.
Dabei kann 7 Wonders Duel ein richtig gutes Spiel sein. Es bietet einem an, sich strategisch schön auszubreiten und dann auf unterschiedlichste Weise zu gewinnen.
Eigentlich zieht man die ganze Zeit nur Karten. Die liegen in verrückter, genau einzuhaltender Formation vor den Spielern, manche verdeckt, manche offen, manche beides. Allein die Spielorbereitung erfordert fortgeschrittene Häkelkenntnisse. Nun ja, jedenfalls entscheidet man sich immer abwechselnd für diejenige Karte, die einem grad am besten in den Kram passt. Nur komplett frei zugänglich muss sie sein. Und bezahlen muss man sie können. Manche sind aber auch kostenlos, auf die war ich meistens angewiesen. Die Karten enthalten entweder Ressourcen wie Holz oder Siegpunkte oder Forschungssymbole oder Militärstärke oder kleine geheime Zeichen, die, wenn sie aufeinander treffen, wie Freitickets gelten. Man kann sich aber auch dazu entscheiden, die gezogene Karte zu entsorgen. Dann erhält man als Entschädigung einen Geldbetrag. Weil ich von vornherein in dieser defensiven Angelegenheit steckte, hatte ich leider kaum Mittel, Karten zu erwerben und war die meiste Zeit damit beschäftigt, zu schauen, welche Karten für Monsieur LeGimpsi wohl am interessantesten sein könnten und die dann aus dem Verkehr zu ziehen. Das war so entwürdigend! Ein elendes Rumgekrebse. Dabei hätt ich doch echt gern meine Stadt auf Vordermann gebracht. Je nach Kombination gesammelter Karten hätte ich dann in Wissenschaft investiert und Weltwunder errichtet. Ich hätte da so viel machen können, alle meine Stadtbewohner hätten ein schönes Leben gehabt. Ich hätte das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt und alle hätten wenn überhaupt nur in Teilzeit arbeiten müssen. Und die Kinderbetreuung wäre 1a gewesen und die Renten sicher. Alle wären immer nur von Chefärzten behandelt worden und hätten umsonst Bus und Bahn fahren können und es hätte eine unfassbar hohe Reichensteuer gegeben und bestes Internet. Und in den Cafés und Restaurants hätte es immer eine Karaffe mit gratis Mineralwasser gegeben. Weil viel trinken doch echt wichtig ist. Ging aber alles nicht, blieb auf Krebsniveau. Monsieur LeGimpsi bedrängte mich ja bereits militärisch massiv, als ich noch nichts weiter als Stadtmauern hatte. What a dick move.
Aber das alles steckt jedenfalls in dem Spiel drin, wenn man einander lässt. Am Ende gewinnt derjenige, der die meisten Siegpunkte hat oder wissenschaftlich oder militärisch überlegen ist.
Kategorien: Strategiespiel, Aufbauspiel, Weltwunderweitwurf
Dauer: genau richtig
Frustrationstoleranz erforderlich: ja, wenn der Gegner ein kompetitiver Städtebauaggro ist
Anzahl der Spieler: zwei sind erlaubt
Was machen Kinder solange: schlafen
Wir spielen: Roll for the Galaxy
Monsieur LeGimpsi hat eine Woche Urlaub und ich weiß nicht mehr, was ich mir damit erkaufte, aber ich habe eingewilligt, in dieser Zeit an fünf Brettspielen teilzunehmen. Dr. Schmotzen und Spartacus würden uns tagsüber natürlich niemals in Ruhe spielen lassen, darum fallen fünf Abende dafür an. Abende im Sinne von Feierabende. Fünf!
Mit dem ganzen Gedöns vorweg: erst akribisch alles aufbauen, genau ausrichten, mir in größter Ausführlichkeit jede Regel erklären und dann mit dem ersten Spielzug beginnend alles in Frage stellen und jeden weiteren dreimal in der Anleitung nachschlagen, ob das auch seine Richtigkeit hat. Monsieur LeGimpsi ist im Brettspielzusammenhang der totale Jurist.
Jedenfalls Spiel eins von fünf: Roll for the Galaxy. Hat nichts mit Brötchen zu tun, schade.
Wir haben es gespielt, ich hab gewonnen. Es geht grundsätzlich darum, etwas aufzubauen, Welten, Planeten oder Räume oder so.
Damit man sie bauen kann, braucht man Ressourcen. Die werden durch Würfelwerte dargestellt. In jeder Runde können eine bis drei Aktionen ausgeführt werden. Wie viele genau und welche, entscheiden die eingesetzten Würfel, die hinter einem Raumteiler in größter Geheimhaltung gekullert und dann von dem Spieler selbst auf bestimmte Weise aktiviert werden, nämlich indem er sie wohlüberlegt auf oder um ein Plättchen herum positioniert. Der Vorhang wird gelüftet und je nachdem, wie der andere Spieler seine Würfel angeordnet hat, ergeben sich die folgenden Züge. In denen erwirbt man entweder neue potenzielle Weltenerweiterungskomponenten, Geld, das man in weitere Würfel investieren kann, aktiviert möglicherweise Weltenerweiterungskomponenten, produziert Güter auf ihnen herum oder wandelt diese Güter in Zeug um, das dazu beiträgt, einem die Meisterschaft in Sachen Galaxieimperialherrschaft zu sichern. Es klingt alles furchtbar kompliziert und irgendwie ist es das auch, aber nach der dritten Runde gehts eigentlich.
Es gibt sehr, sehr viele einflussnehmende Ereigniskarten, die im Spielverlauf zum Einsatz kommen. Bei mir hat schon eine handvoll gereicht, dass sämtliche Würfelwerte ihre Bedeutung verloren haben und von mir neu definiert werden durften. Eine Raute war mir ein Kreis, ein Auge eine Rakete und so weiter. Am Ende lebte ich in der Geschichte von Peter Bichsel und die Startregel spielte keine Rolle mehr. Da steckt viel Freiheit drin! Was da alles möglich ist.
Auf der Innenseite des Raumteilers sind alle zweihundertfünfundachtzig Regeln von einem Erstsemesterkommunikationsdesignstudenten festgehalten worden. Niemand sollte sich diese Darstellungen anschauen, sie sind überkomplex und tragen nicht zur Klärung bei. Ich mag die Gestaltung des übrigen Materials ebenfalls nicht besonders gern. Irgendwie ist da keine einheitliche Linie drin. Nee, also das kann man echt schöner machen.
Gerade bei vielschichtigeren Aufbauten läuft ja ganz viel Spielverständnis über die kommunikative Funktion des Materials. Das führt einen ganz automatisch und man muss nicht ständig ins Regelwerk schauen. Wenn die einzelnen Steine, Tafeln und Karten da nicht stimmig gestaltet sind und die kommunikative Dimension nicht so richtig zum Tragen kommt, stört das auf irritierende Weise den Spielfluss. Und bei diesem Spiel ist das eben nicht bis ins feinste gelungen. Also das nehme ich zumindest so wahr. Monsieur LeGimpsi schaut jetzt bestimmt grad wieder ganz bedenklich.
Was ich mag: Obwohl sehr viel gewürfelt wird, entscheiden kaum Glück oder Pech über den Spielverlauf. Weil meistens relativ zahlreiche Ressourcen aktiv sind, ist eigentlich immer eine nette Aktion möglich. Man schöpft viel aus dem vollen, das find ich gut. Ein Gefühl von Opportunitätskosten bei Entscheidungen hatte ich bei dem Spiel jedenfalls kaum, sowas führt bei mir immer zu Frustration. Nein, ist hier nicht vorgekommen. Ganz im Gegenteil, viel Freiheit, viele Möglichkeiten. Wenig Narzissmus von den Spieleentwicklern spürbar.
Kategorien: Aufbauspiel, Würfelspiel, Strategiespiel, Weltraumbaustelle
Dauer: genau richtig
Frustrationstoleranz erforderlich: nein (außer man schaut sich die Innenseiten des Raumteilers an)
Anzahl der Spieler: zwei fand ich gut
Was machen Kinder solange: schlafen
Ohne Kirche sein
Post vom örtlichen Pfarrer der katholischen Kirche erhalten. Puh, da müsste mal jemand mit diesen alten Männern über Kommunikationsstrategien und Außendarstellung sprechen.
Genau wie man sich die katholische Reaktion auf einen Kirchenaustritt vorstellt: Nölig, gekränkt, belehrend, sich selbst überhöhend, ein wenig bedrohlich und der heilige Geist fehlt natürlich auch nicht. Außerdem wirklich leseunfreundlich formatiert. Da wollte jemand mit Gewalt die zweite Seite sparen. Nun ja, wirklich Spektakuläres wie die Verdammnisthematik hat bei meinem Brief gefehlt, die katholische Kirche kann noch wesentlich abstruser.
Fun fact: Dieser Pfarrer hat meine Oma in der Trauerrede zu ihrer Beerdigung durchgängig mit falschem Vornamen genannt, aus Paula wurde Anna und jeder fragte sich, um wen es hier grad geht. Also ehrlich, you had one job… Ausgerechnet bei der! Oma war wirklich stramme Katholikin, ein motiviertes Mitglied der ähh christlichen Gemeinschaft. Wenn sie das mitbekommen hätte.
Bei dieser Gelegenheit eine Notiz an Monsieur LeGimpsi: Ich hätte bei meiner eigenen Trauerveranstaltung gern lieber 30 Minuten Stille im Raum, als auch nur zwei der grotesk unpersönlichen Sätze aus dem Mund eines professionellen Trauerredners.
Dumbo
Mit den Kindern Dumbo geschaut. Einordnende Nachbesprechnung:
Dr. Schmotzen findet Filme mit Müttern in Gefangenschaft genau so schlimm, wie Filme mit gestorbenen Müttern. Dr. Schmotzen möchte nicht, dass ich jemals ins Gefängnis komme, außer ich nehme sie mit. Dr. Schmotzen fragt sich, wie man Leute länger als zwei Wochen einsperren kann. Wir sprechen über unterschiedliche Straftaten und das grob zugehörige Strafmaß. Dr. Schmotzen rechnet aus, dass wenn sie jetzt etwas richtig, richtig schlimmes macht, sie mit ungefähr 23 Jahren erst aus dem Gefängnis käme. Wir sprechen über Strafmündigkeit. Und dass Haftstrafen immer das letzte Mittel sein sollten. Und dass wir niemanden kennen, der schon mal im Gefängnis war. Gefängnis findet in unserer Lebensrealität nicht statt. Dr. Schmotzen fällt ein, dass E.s Vater viele Jahre im Gefängnis verbracht hat. In der Türkei. Wir sprechen über politische Verfolgung in der Türkei und in Russland. Kurz über Gewaltenteilung und dann über Menschenrechte. Dr. Schmotzen liest ein paar Menschenrechte vor. Wir finden, dass die deutsche Verfassung durchaus Hand und Fuß hat und dass sie so viele Menschen wie möglich schützen sollte, die mehr Pech mit der Verfassung ihres Landes haben.
Nebenverarbeitungsstrang: Warum alle Kinder Dumbo ausgelacht haben. Wir überlegen, dass große Ohren nichts über die Person zwischen den großen Ohren aussagen. Dr. Schmotzen erzählt, dass sich V. über ihre Mückenstiche im Gesicht lustig macht und sie also auch Dumbo ist und ich somit als ihre Mutter bald in Gefangenschaft lande. Wir lenken das Thema auf die individuelle Dumbohaftigkeit eines jeden Menschen. Wir merken, dass jeder auf irgendeinem Feld Dumbo ist. Ich erzähle, dass ich als Kind wegen meiner giraffenartigen Erscheinung ausgelacht wurde, weil ich so riesig und sehnig war. Wir sammeln die Dumbohaftigkeiten aller Leute, die uns einfallen. Monsieur LeGimpsi ist sogar Dumbo als Gesamtpaket, würd ich sagen. Und dass Dumbohaftes ja auch Specialskills mitbringt. Ich kann menschenfeindliche Aufkleber im öffentlichen Raum abreißen und überkleben, ganz ohne Leiter.
Nach dem Aufwachen fragt Dr. Schmotzen als erstes, ob sich die anderen Elefanten wohl am Ende bei Dumbo entschuldigt haben. Als sie von der Schule kommt, fragt Dr. Schmotzen, ob denn die Elefantenherde am Ende wieder zusammen war. Wir überlegen, dass es manchmal vielleicht besser ist, eine einzelne Maus (mit ebenfalls interessantem Kopf/Ohr-Größenverhältnis) zum Freund zu haben, als eine Familie aus dämlichen Elefanten.
Milchkaffee
Nachdem ich mich gestern bei einer guten Freundin mit einem Kaffee mit lieblingscaféverdächtiger Milchschaumqualität aus arschteurem Luxuskaffeevollautomaten vergnügt habe, studierte ich heute Vormittag ein wenig genauer, wie man sich das auch selbst basteln kann. Ich hab ja nur so ein batterieloses Rührdings, das die Milch rumquirlt. Bislang hat das immer mehr oder weniger zufriedenstellend geklappt. Entweder ich hatte eine mehrere Zentimeter dicke Betonwand aus Milch auf meinem Kaffee kleben oder es schwammen drei große Milchblasen auf ihm herum.
Naja, jedenfalls hab ich nach nur einem einzigen Infovideo zu dem Thema direkt die Milchschaummeisterschaft erreicht, würd ich mal sagen. Ich halte mich ab jetzt immer an zwei Punkte: Milch nicht heißer als 70 °C werden lassen, dann bleibt die natürliche Süße erhalten. Und so lange quirlen, bis der Milchschaum so feinporig wie möglich ist. Das dauert eine Weile, aber ich bin ja Protestantin. Arbeit mit Muskelschmerz ist beste Arbeit.
Hab ich beides beachtet und direkt ein tipptoppes Ergebnis bekommen.