Der Urlaub war super, wir haben ihn abgebrochen
Wir haben Ende Mai gedacht, wir brauchen im Sommer außerhäuslichen Urlaub und haben geschaut, wo noch was frei war. Und vielleicht liegt da schon der Fehler. Bzw. fängt da schon unsere verhaltensauffällige Beziehung zu Urlaub an. Warum fällt uns das mit dem Urlaub immer erst zehn Minuten vor Abreise ein? Und dann müssen wir hektisch Airbnb durchwühlen und ärgern uns, dass schon alles ausgebucht ist. Warum können wir das nicht wie andere Leute schon im Winter vorher oder so erledigen?
Wobei, es war anders, wir haben geschaut, was noch wo frei war. Also was war wichtiger als wo. Eine Behausung mit Garten sollte es sein und ruhig. Und gern so groß, dass die Kinder in richtigen Betten schlafen und nicht im Wohnzimmer auf dem Sofa, das man dann jeden Tag umbauen muss. Wir haben auch was gefunden, sogar in neu, alles frisch renoviert und mit schönen Tellern, Tassen und Löffeln ausgestattet und das Waschbecken im Bad war auch sehr hübsch. Und sogar nicht in Doitschland gelegen und trotzdem recht fußläufig am Ende der A2. Wir haben uns sehr drauf gefreut und unser kleines Auto ganz voll gepackt und auch die Sommerreifen noch schnell draufgezogen. Und dann waren wir da und die Sonne schien und der Badesee war auf der einen Seite etwas klein, aber wenn man durch ein kleines Wäldchen ging, kam man an der anderen Seite raus, am Campingplatz, und da wars schön und da war nichts los und da gabs Schwäne, auf denen man über den See strampeln konnte. Das haben das große Kind und ich übernommen, hinten saßen die anderen beiden und haben entweder Stress gemacht wegen Haien oder wegen zu großer Langsamkeit.
Und dann sind wir ein paar Tage lang zum See gegangen und durch die Gegend gelaufen und waren im Supermarkt und im Garten und haben gegrillt und Cornflakes zu Kinderfernsehen gegessen und lagen rum und haben gelesen und mit Bällen und Ballsportgeräten gespielt und haben mit einem Gasherd gekocht und in heißen Zimmern unterm Dach geschlafen und dann hats uns allen gereicht und wir haben nach vier statt nach sieben Nächten unsere Sachen gepackt, aufgeräumt, sauber gemacht, das Auto beladen und sind nach Hause gefahren. Und wenn man dann dort ankommt und alles wieder auspackt und verräumt und wäscht (kaum schmutzige Wäsche natürlich) und dann fertig ist, fühlt es sich an, als habe man ein paar Bonustage geschenkt bekommen und gleichzeitig fragt man sich, ob man den größten Knall von allen hat. Dass man die Tage im Jahr, an denen man woanders sein kann und dafür ja auch viel Mühe und Mittel investiert hat, verschwendet, weil man sie nicht voll ausschöpft, sondern nur bis zu dem Moment, an dem es eben reicht. An dem man merkt, es zieht einen wieder nach Hause, wo alles ist, was man braucht und mag. Wo Spielsachen und Bücher und Spiele und eine eigene Zimmertür dafür sorgen, dass schlechtes Wetter komplett egal ist und gutes auch. Wo man einfach nichts machen muss, anders als an den allermeisten Tagen im Jahr. Nur sein.
Es ist ein bisschen so, wie eine top Pizza vom Lord aller Pizzen serviert zu bekommen und dann nach der Hälfte, die wirklich gut war, eine wirklich außergewöhnlich schön gemachte Pizza, zu merken, dass der Hunger weg ist und es eigentlich reicht. Und dann einfach aufhört, sich bedankt und geht. Klingt doch eigentlich ganz gut. Klingt ja fast schon nach achtsamer Urlaubsführung.