In Büsum sein
Wir haben Urlaub gemacht und waren in Büsum. Dort ist es ganz beschaulich und zu hundert Prozent touristisch erschlossen. In meiner Vorstellung eines perfekten Urlaubs sind wir wochenlang an einem menschenleeren Strand, bei dem man einen Kilometer durch muscheldurchsetzten Sand gehen muss, um ans Wasser zu gelangen. Wir ernähren uns von nichts als Äpfeln und Butterkeksen und werfen uns stundenlang Bälle zu oder prüfen, wer am schnellsten rennen kann. Ich meine mich zu erinnern, dass so die Urlaube meiner Kindheit waren.
In Büsum aber war alles voll mit Strandkörben und Menschen und Stadtplanung und Infrastruktur. Das war auch ok. Das nächste Fischbrötchen hielt sich immer nur eine Armlänge entfernt bereit. Ich mochte, dass wir direkt am Deich gewohnt haben und man anderthalb Kilometer durchs Watt zum Hafen stapfen konnte, um historische Schiffe anzuschauen. Oder um zu überlegen, welche Bootsausflüge wir alle nicht machen können, weil Schifffsschrauben involviert waren und das große Kind diese Form des Antriebes aufgrund möglicher Schadwirkungen auf Meeresbewohner boykottiert.
Wobei das mit dem Wattwandern auch nur theoretisch zutraf, denn das kleine Kind hat weiterhin eine große Abneigung gegen Matschfüße am eigenen Körper und betrat das Watt darum nicht. Und das große Kind betrachtete das Watt als geschützten Lebensraum und hielt sich deswegen auch sehr zurück.
Und so sind wir die meiste Zeit auf dem gut ausgebauten Deich entlangspaziert und haben auf 17 Uhr gewartet. Dann nämlich verließ der Strandkorbverleiher seinen Arbeitsplatz und man konnte einfach die Absperrung eines Korbes seiner Wahl entfernen und sich dort reinsetzen. Aber das war Monsieur LeGimpsi zu gefährlich und darum saß er nicht bei uns, sondern in juristisch sicherer Entfernung.
Wir hatten zunächst ein paar Tage Regenwetter und später dann richtig warme Sonnentage. Insgesamt war das eine schöne Zeit für alle, auch wenn sie sich für Monsieur LeGimpsi und mich fremdbestimmter angefühlt hat, als der Alltag, denn irgendein Kind wollte meistens etwas ganz anderes machen, als wir uns das gedacht hatten.
Ich freue mich schon sehr auf die Zeit, wenn ich mit ihm allein Urlaub mache. Das hatten wir ja noch nie. Das wird bestimmt sehr angenehm, wenn ich den ganzen Tag illegal in Strandkörben liege und er daneben und sonst besteht unser Leben nur aus Büchern und Kaffee und Watt.