Bestes Aufwachen
Ui, die täglich bloggende (ewige Bewunderung dafür. Solche Leute könnten Profisportler werden, echt mal. Oder Raumfahrer), noch von früher (es gibt ein Früher, in dem ich schon erwachsen war und ein Kind hatte und das durch das natürliche Wachsen von Jahresringen trotzdem nichts mehr mit der Gegenwart zu tun hat. Ich bin alt) bekannte und im letzten Sommer digital von mir wiederentdeckte Frau Rabe hat sehr liebreizend über uns geschrieben. Heute morgen hätte ich eigentlich ausschlafen können, weil Dr. Schmotzen außerhäusig nächtigte und Spartacus neben mir sehr versunken schnarchte. Aber dann musste ich mir dringend die Nase putzen und es gab kein Taschentuch in greifbarer Nähe und so fanden Bewegung und Geräusch gleichermaßen statt und das Baby war wach und direkt im Liegestütz und die Nacht vorbei, obwohl die Zeichen ursprünglich hoffnungsvoll standen, noch eine ganze Weile von Traum und Traum (die Träume am frühen Morgen sind an Abgefahrenheit nicht zu überbieten) zu hüpfen. Nun ja. Der Abschiedsschmerz verflog aber augenblicklich, als ich eben jene Worte aus dem hohen Norden las (ich kann mich nicht genau erinnern, um welche N. und J. es sich handelt. Es gibt zwar zwei gemeinsame Bekannte aus der Zeit, deren Namen passen würden, aber irgendwie trafen wir uns nie bei ihnen. Glaube ich. Oder?). Danke schön für diesen Tagesbeginn, liebe Frau Rabe!
10 Monate Spartacus
Spartacus hat heute das biblische Babyalter von zehn Monaten erreicht. Ich weiß noch, dass ich an Dr. Schmotzens erstem Geburtstag plötzlich das Gefühl hatte, das Kleinkindzeitalter habe nun begonnen. Bei Spartacus geht mir das seit ein paar Tagen auch so. Die ist kein Baby mehr, auch wenn ihre Gehirnzellen vermutlich was anderes sagen.
Sie hat die unerschöpflichen Freuden des Winkens entdeckt. Alles wird bewunken, Monsieur LeGimpsi, Dr. Schmotzen, ich, Jon Snow (Monsieur LeGimpsi hat Urlaub und sobald Dr. Schmotzen morgens in den Schulbus gestiegen ist, schauen wir bis mittags Serienfolge auf Serienfolge. Das haben wir jahrelang nicht gemacht, gemeinsam eine Serie geschaut. Wir haben seit einiger Zeit einen Fernseher, der empfängt allerdings keine Fernsehsender, nur Streamingdienste. Klavier raus, Fernseher rein, da soll noch einer sagen, wir seien Kulturpessimisten. Das Klavier steht nun auf dem Flur und ist weiterhin für jeden erreichbar), zur Begrüßung, zum Abschied, zwischendurch. Wir haben es also mit einer freundlichen Winkesituation zu tun.
Spartacus hampelt viel rum. Ständig wird irgendwas untersucht, probiert, zerbröselt oder geschleudert. Sie zieht ihre Socken aus, stellt sich hin und schiebt kilometerlang Stühle durch die Wohnung, weil krabbeln langweilt. Was verboten ist, weiß sie mittlerweile und entweder hält sie einem dann das zerfledderte Buch hin, damit man es zurück ins Regal stellen kann, oder sie schimpft in übelsten Babyflüchen zurück und dann folgt ein wenig Streit.
Sie schmiegt sich an, Spartacus legt ihr weiches Gesicht gern in Handflächen, die man ihr hinstreckt, da ist sie durchaus Hund. Einmal hat sie sich mit der Wange an Monsieur LeGimpsis Fußsohle ausgeruht. Sie mag, wenn wir abends Inventur ihrer Zehen und Finger machen und freut sich, wenn niemand abhanden gekommen ist. Sie gräbt ihre Hände gern in Gesichter und Haarbüschel und reißt darin rum, das tut wirklich weh, aber sie meint es nie böse. Wenn Spartacus müde ist, zupft sie sich am Ohr, wenn sie schläft, streckt sie ihre Nase in den Wind und sieht aus wie eine tausendjährige Schildkröte, die im Frühling zum ersten Mal aus ihrem Panzer schaut, irgendwie gelassen, irgendwie würdevoll.
Sie hat in ihrem Herzen viel Platz für Essen und in ihrem Bauch. Ich habe da zwei völlig unterschiedliche Kinder erwischt, Spartacus hat in ihrem kurzen Leben schon mehr Obst und Gemüse gegessen, als Dr. Schmotzen in ihren gesamten sieben Jahren. Wie gern und ausgiebig dieses kleine Mädchen isst.
Es ist gerade sehr schön mit ihr. Wir haben entschieden, meine Elternzeit um ein Jahr zu verlängern und ich freue mich darauf.