Primitivo

Das Problem ist ja, ich kenne mich überhaupt nicht aus mit Wein. Also ich weiß, es gibt roten und weißen und rosafarbenen und da wird’s schon kompliziert. Rosa, weil rot und weiß gemischt wurden? Oder als Schorle. Klingt beides realistisch.
Weil ich ja nie trinke. Ich bin eine ganz anti-alkoholische Person, aber ohne wertebasierten Unterbau. Ich mag eigentlich eh nur Wasser, das war schon immer so. Wasser finde ich einfach sinnvoll.
Auf jeden Fall besitzen wir nun neun Flaschen Rotwein vom Händler. Die wurden uns überraschend geschenkt und kamen in einem professionellen Weinpaket und waren alle auf einem Haufen sehr schwer. Und dann haben Dr. Schmotzen und ich rasch ein Weinregalchen zusammengezimmert und nun haben wir in der Wohnung einen neuen Ort, zu dem man gehen kann und sich hübsche Etiketten anschauen kann und überlegen kann, ob man möglicherweise ein Spatz ist, der mit einer Kanone beschossen wurde. Ich fühle mich, als hätte man mir ein Pferd geschenkt. Da weiß ich auch nicht, was die wollen und was sie brauchen und wie man sich mit ihnen unterhält und aber dass es Menschen gibt, die einem Pferd dazu nur aufs Ohr schauen müssen und die Sache ist für alle Beteiligten klar. Und die lieben Pferde so richtig. Heute haben wir eine Flasche aufgemacht und der Wein schmeckte bissig und ein wenig laut und Monsieur LeGimpsi meinte fruchtig, dabei kennt er sich mit Obst nun wirklich nicht besonders gut aus, und ich war nach dem halben Glas ganz rot im Gesicht und da hat’s mir für den Abend schon wieder gereicht mit dem Wein und mir. Ich fürchte, es ist eine Übungssache und hat was mit Muskeln zu tun. Dazu haben wir die schlimme fünfte Staffel von Glee geschaut, jetzt sind alle in New York und da gehören sie nicht hin. Überhaupt, was ist mit Emma.
Einen Ort mit einem Weinregalchen zu haben, ist aber schon auch schön, natürlich.

Außerdem ist Dr. Schmotzen nun in der fünften Klasse und ich glaube, die neue Schule könnte ein ziemlich toller Ort für sie werden. Und das fühle ich sehr gern.

Üben, aber nachlässig

Das kleine Kind ist in der Kita, Monsieur LeGimpsi bei der Arbeit und wir üben den neuen Schulweg und steigen ein paar Stationen früher aus der Bahn und machen Zwischenhalt im Ohrensessel. Es sind ja immer noch Ferien, da ist es wichtig, die Dinge so gemächlich wie möglich anzugehen. Bibliothek, Café, Buchhandlung, Bastelladen, hallo neue Schule, Füße in die Lutter halten und dann den Weg zur Haltestelle gehen. Das Kind hangelt sich von Schaufenster zu Schaufenster: Da ist Kneipenbaustelle, da das Schwein, da macht Teresa Geschäfte, da kommen die schlimmen Brautkleider und jetzt sind wir an der Bahn. Das ist locker machbar. Das zu merken, ist meine Übung.