Wäre gern dabei gewesen
als das Kind heute beim Mittagessen im Kindergarten verkündete, dass die Blutuntersuchung ergeben habe, es dürfe aufgrund Todesgefahr fortan kein Eiklar, Weizenmehl und keine Kuhmilch mehr zu sich nehmen und die Erzieherinnen in großes Geflatter ausbrachen und hektisch den halb leergegessenen Teller mit Senf-Bechamelsauce auf Ei wegzogen. Nachtisch wurde vorsichtshalber auch gestrichen, es gab Quarkspeise. Manchmal sollte man Fünfjährigen mit Hang zur Dramatik nicht glauben. Wobei ich umsichtiges Verhalten und ernstgenommene Kindesaussagen natürlich jederzeit begrüße.
Ein striktes Verbot gegen diese drei Grundnahrungsmittel besteht bislang noch nicht, ebenso wenig wie eindeutig kausale Symptome, die Blutwerte zeigen aber eine Sensibilisierung an. Wir besuchen im Juli eine Allergiesprechstunde und schauen dann, wie wir kulinarisch gegenschlagen. Im schlimmsten Fall würde das Kind von der Mittagessensliste im Kindergarten gestrichen. Denn weizenmehl-, eiklar- und kuhmilchfrei kochen, dat läuft bei Frau Mayer nicht, die steht dort in der Küche.
Das wär wirklich ärgerlich, denn das Kind liebt Frau Mayers Gerichte. Bei Frau Mayer schmeckt sogar Gemüse immer essbar. Und das Kind liebt die Esskultur einer Gruppe. Wenn sich alle um einen Tisch versammeln und die Teller verteilt werden und Gabeln und Messer. Dann der Essenswagen reingeschoben wird und die dampfenden Töpfe auf die Tische gehoben werden. Und sie einer nach dem anderen auf ihre Teller schaufeln. Und dann essen und kleckern, vor allem, wenn Frau Peterli auf ihre Bluse kleckert, und die Kinder rufen, Frau Peterli, Du hast gekleckert, und Frau Peterli schimpft und springt auf, das ist großartig. Und dann gibts Nachschlag und danach nochmal, wer mag. Und gebetet wird, glaub ich, auch noch zwischendurch. Da schmeckts gleich viel besser, wenn alle das gleiche kauen und schlucken, da klappt Tomate probieren viel leichter.