Gründe für high fives

Das war eine ganz schön aufreibende Woche bislang.

Am Montag hat uns der Spezialarzt nach sorgfältiger Untersuchung mitgeteilt, dass das Kind in mir völlig unauffällig heranwächst. Es ist altersgerecht entwickelt und weist sämtliche Körperteile auf, die ein Mensch so brauchen kann. Und alle scheinen funktionstüchtig und einsatzbereit zu sein. Die vierwöchige Zeit der Sorgen und des Googlens wurde innerhalb dieses Termins beendet, was zu angenehmen Gefühlsänderungen bei Monsieur LeGimpsi und mir führte und wir augenblicklich großen Hunger und sogar Appetit bekamen und an den Ort unseres Hochzeitsmahls fuhren und dort eine Pizza aßen. Das, was meine ehemalige Gynäkologin bei den letzten drei Ultraschalleinsichten als Fehlbildung identifiziert hatte und weswegen sie uns eine frühzeitige Schwangerschaftsbeendigung mit anschließender invasiver Therapie empfahl, hat sich in den letzten zwei Wochen offensichtlich bis auf den letzten Rest verkrümelt. Oder meine ehemalige Gynäkologin ist nicht nur in Sachen Arztgespräch talentfrei, sondern auch in fachlicher Hinsicht. Nun ja. Große Erleichterung hier jedenfalls.

Am nächsten Tag sprang die alte Karre nicht an. Was doof war, weil ich vor einem Baumarkt stand und eigentlich sehr zeitnah das Zimmer, in dem das neue Kind irgendwann mal wohnen soll, streichen wollte. Was andererseits gut war, denn nebenan befand sich eine Autowerkstatt. Der Automensch hat dann Kabel zum Überbrücken drangeflanscht und sah dabei sehr ernst aus. Mit dem Motor sei was nicht ganz richtig, meinte er. Das müsse dringend in der Werkstatt behoben werden, das könnte was größeres sein. Haben wir uns natürlich direkt schon wieder Sorgen gemacht. Motoren kosten ja bekanntermaßen nicht wenig Geld. Und wir brauchen die Kohle doch zum Beispiel für einen Autositz für die junge Dame oder für Essen für mich. Am Ende war kein neuer Motor nötig, es wurde hier und da etwas repariert und geölt und wir bezahlten einen zweistelligen Betrag. Quasi der Jackpot auf der Skala der Autoreparaturkosten. Wieder große Erleichterung und direkt einsetzendes Hungergefühl.

Was ist nur los mit den Fachleuten? Müssen die immer sofort den allerschlimmsten aller schlimmen Fälle in Aussicht stellen? Wissen die nicht, was das mit einem macht, der noch nie was von Stenosen oder Motorzündkapselvergasern gehört hat? Können die sich vielleicht mal in psychologischer Gesprächsführung schulen lassen, alle miteinander?

Es wird gewiegt werden

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Liebe Menschen haben uns eine Federwiege geliehen. Da legt man Babys rein und dann baumeln die durch die Gegend und fühlen sich wohl.
Jetzt hängt sie hier schon mal zur Probe und noch ist keine Zarge unserer eigenwilligen Wohnung durch ihr Gewicht abgefallen.
Wenn ich so auf dem Sofa liege und die Wiege anschaue, steigert sich die Vorfreude auf die Neue gleich nochmal ums achtfache. Heute hat der neunte Monat begonnen, ganz so lang dauerts also nicht mehr und die junge Dame kommt auf die Welt. Bis auf ein Paket Windeln, das ich neulich mal gekauft habe, nachdem ich geträumt hatte, das Baby sei da und musste in Zeitungspapier eingeschlagen werden, denn nix war vorbereitet, ist hier tatsächlich noch kein bisschen vorbereitet. Da bringt so eine Federwiege im Raum auf einmal ein ganz großes Stück neue Realität rein.
In den nächsten Tagen wird strategisch ausgemistet, sodass wir durch tetrismäßige Aus- und Umlagerung neuen Platz schaffen, der dann Tochter Nummer zwei zugedacht wird. Es wird noch ein wenig renoviert und Stauraum zusammengeschraubt und dann kramen wir den alten Klamottenbestand aus Säuglingstagen der ersten Tochter aus dem Keller und investieren in einige neue Gegenstände (Autositz, Tragetuch, Bettbegrenzung) und schon sind wir startklar.
Begleitend zu diesen Maßnahmen werde ich weiterhin versuchen, meinen Eisenwert zu steigern. Der fällt immer noch stetig. Kräuterblut und ein bemerkenswert bitterer blutbildender Kräutertee sollens richten. Ich glaube aber, dass ich um die Tabletten letztendlich nicht herumkommen werde, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass ich statt der angeordneten zwei Tassen täglich nur drei Tassen wöchentlich trinke.

Precrime-Agenten

Ich muss mich mal mit der menschlichen Moralentwicklung beschäftigen. Das ist eine interessante Angelegenheit, glaub ich.
In der Mittelstufe waren im Politikunterricht fast alle Mitschüler für die Todesstrafe. Ich nicht, ich war für himmelszellenartige Haftbedingungen, was im Prinzip ja aufs gleiche hinausläuft.
Als ich Dr. Schmotzen eben aus dem Kindergarten abhole, spielt sie mit ihrem Freund. Der ist bewaffnet und gemeinsam sammeln sie Spuren. Sie sammeln Spuren eines Diebs. Was der denn geklaut habe, frage ich. Noch nichts, sagen sie, aber er wollte. Was er denn klauen wollte, frage ich. Das wisse man nicht, sagen sie, seine Planungen seien noch in einem sehr frühen Studium gewesen. Ob es nicht möglich sei, dass er sich vielleicht im letzten Moment doch noch umentschieden hätte, sage ich. Und dass sie ihn darum viel zu früh festgenommen haben. Nein, sagen sie, denn es gäbe da eine Entscheidungsmaschine, die könne das voraussagen, was jemand macht. Auf die verlassen sie sich. Jetzt hab ich den Verdacht, dass dort im Bällebad Precogs liegen.