Was liegt unter der Erde und stinkt?*
Beim Kind ist der Groschen in Mathe noch nicht so richtig gefallen. Vielleicht scheint es auch nur so deutlich, weil sie in Lesen und Schreiben wirklich gut ist. Kein großes Wunder, schließlich wächst sie in einem buch-, schrift-, text- und sprachverliebten Haushalt auf. Jedenfalls wird bei den nachmittäglichen Hausaufgaben klar (zumindest so weit ich das mitbekomme, Dr. Schmotzen macht den Schulkram selbstständig. Wir versuchen, so wenig wie möglich da reinzufunken. Kann die Lehrerin direkt sehen, wie das Kind seine Aufgaben bewältigt und wo es noch weitere Aufschlauung benötigt. Ha, dieses bekloppte Wort zum letzten Mal im Büro gehört, also vor anderthalb Jahren. Es seither nicht vermisst.), dass Deutsch flutscht und Mathe eher hakt.
Was zur Folge hatte, dass wir zu Beginn der Herbstferien ein altes Tablet aus dem Schrank gefischt, es von sämtlichen Anwendungen befreit und stattdessen kindergesichert haben. Dann zwei Mathe-Apps drauf gepackt und dem Kind zur Verfügung gestellt. Es rechnete ein paar Tage, stellte sich dabei die leichteste Schwierigkeitsstufe ein und fand dann heraus, dass man mit dem Ding auch Notizen erstellen und Mails und Nachrichten verschicken kann. Und dass sie eine eigene Mailadresse und damit einen persönlichen Mailaccount besitzt. Und seither wird dieser kleine Computer eben wieder nicht für Mathe genutzt, sondern für Texterstellung und -verschickung.
Monsieur LeGimpsi, Dr. Schmotzen und ich haben jetzt eine eigene Messenger-Gruppe. Und das ist sehr, sehr lustig. Mehrmals am Tag bekommen wir Nachrichten von der Tochter, auf deren Erhalt wir meist mündlich hingewiesen werden. Ich hab euch eine wichtige Nachricht geschrieben, kuckt mal eure Handys an, spricht sie dann. Und da stehen dann Witzfragen oder eine Aneinanderreihung von Emojis oder Fotos von Spartacus ohne Nasenlöcher und mit miteinander verwachsenen Augen, die tausendfach verzerrt und gespiegelt wurden. Manchmal auch Geschichten, die kommen dann aber per Mail.
Gestern saß in einem Wartezimmer 15 Kilometer von Dr. Schmotzen entfernt und habe mit ihr Nachrichten ausgetauscht. Das war schön.
Und schon ist eine neue Kommunikationsdimension unter uns entstanden, einfach so. Ich liebe Schriftsprache und umso mehr liebe ich, dass sie jetzt auch mit meiner großen Tochter funktioniert.
* eine Furzel
Oh, wie schön! Die kleine Giraffe schreibt auch schon total gerne sehr lange Smily-Nachrichten im Messenger.
Wichtig: Für Dr. Schmotzen dürfte das Tablet vermutlich nicht „der kleine Computer sein“, sondern „das Richtige„. Neulich war Ntropie zu besuch, der beruflich ja viel mit jungen digitalmögenden Menschen zu tun hat und der sagte: Handy und Tablets sind für die „das Richtige“. Computer sind was für alte Leute. Und denen ist – wenn überhaupt – nur sehr vage bewusst, dass das eigentlich das gleiche ist.