Wir spielen: Roll for the Galaxy

Monsieur LeGimpsi hat eine Woche Urlaub und ich weiß nicht mehr, was ich mir damit erkaufte, aber ich habe eingewilligt, in dieser Zeit an fünf Brettspielen teilzunehmen. Dr. Schmotzen und Spartacus würden uns tagsüber natürlich niemals in Ruhe spielen lassen, darum fallen fünf Abende dafür an. Abende im Sinne von Feierabende. Fünf!
Mit dem ganzen Gedöns vorweg: erst akribisch alles aufbauen, genau ausrichten, mir in größter Ausführlichkeit jede Regel erklären und dann mit dem ersten Spielzug beginnend alles in Frage stellen und jeden weiteren dreimal in der Anleitung nachschlagen, ob das auch seine Richtigkeit hat. Monsieur LeGimpsi ist im Brettspielzusammenhang der totale Jurist.

Jedenfalls Spiel eins von fünf: Roll for the Galaxy. Hat nichts mit Brötchen zu tun, schade.
Wir haben es gespielt, ich hab gewonnen. Es geht grundsätzlich darum, etwas aufzubauen, Welten, Planeten oder Räume oder so.
Damit man sie bauen kann, braucht man Ressourcen. Die werden durch Würfelwerte dargestellt. In jeder Runde können eine bis drei Aktionen ausgeführt werden. Wie viele genau und welche, entscheiden die eingesetzten Würfel, die hinter einem Raumteiler in größter Geheimhaltung gekullert und dann von dem Spieler selbst auf bestimmte Weise aktiviert werden, nämlich indem er sie wohlüberlegt auf oder um ein Plättchen herum positioniert. Der Vorhang wird gelüftet und je nachdem, wie der andere Spieler seine Würfel angeordnet hat, ergeben sich die folgenden Züge. In denen erwirbt man entweder neue potenzielle Weltenerweiterungskomponenten, Geld, das man in weitere Würfel investieren kann, aktiviert möglicherweise Weltenerweiterungskomponenten, produziert Güter auf ihnen herum oder wandelt diese Güter in Zeug um, das dazu beiträgt, einem die Meisterschaft in Sachen Galaxieimperialherrschaft zu sichern. Es klingt alles furchtbar kompliziert und irgendwie ist es das auch, aber nach der dritten Runde gehts eigentlich.
Es gibt sehr, sehr viele einflussnehmende Ereigniskarten, die im Spielverlauf zum Einsatz kommen. Bei mir hat schon eine handvoll gereicht, dass sämtliche Würfelwerte ihre Bedeutung verloren haben und von mir neu definiert werden durften. Eine Raute war mir ein Kreis, ein Auge eine Rakete und so weiter. Am Ende lebte ich in der Geschichte von Peter Bichsel und die Startregel spielte keine Rolle mehr. Da steckt viel Freiheit drin! Was da alles möglich ist.

Auf der Innenseite des Raumteilers sind alle zweihundertfünfundachtzig Regeln von einem Erstsemesterkommunikationsdesignstudenten festgehalten worden. Niemand sollte sich diese Darstellungen anschauen, sie sind überkomplex und tragen nicht zur Klärung bei. Ich mag die Gestaltung des übrigen Materials ebenfalls nicht besonders gern. Irgendwie ist da keine einheitliche Linie drin. Nee, also das kann man echt schöner machen.
Gerade bei vielschichtigeren Aufbauten läuft ja ganz viel Spielverständnis über die kommunikative Funktion des Materials. Das führt einen ganz automatisch und man muss nicht ständig ins Regelwerk schauen. Wenn die einzelnen Steine, Tafeln und Karten da nicht stimmig gestaltet sind und die kommunikative Dimension nicht so richtig zum Tragen kommt, stört das auf irritierende Weise den Spielfluss. Und bei diesem Spiel ist das eben nicht bis ins feinste gelungen. Also das nehme ich zumindest so wahr. Monsieur LeGimpsi schaut jetzt bestimmt grad wieder ganz bedenklich.

Was ich mag: Obwohl sehr viel gewürfelt wird, entscheiden kaum Glück oder Pech über den Spielverlauf. Weil meistens relativ zahlreiche Ressourcen aktiv sind, ist eigentlich immer eine nette Aktion möglich. Man schöpft viel aus dem vollen, das find ich gut. Ein Gefühl von Opportunitätskosten bei Entscheidungen hatte ich bei dem Spiel jedenfalls kaum, sowas führt bei mir immer zu Frustration. Nein, ist hier nicht vorgekommen. Ganz im Gegenteil, viel Freiheit, viele Möglichkeiten. Wenig Narzissmus von den Spieleentwicklern spürbar.

Kategorien: Aufbauspiel, Würfelspiel, Strategiespiel, Weltraumbaustelle
Dauer: genau richtig
Frustrationstoleranz erforderlich: nein (außer man schaut sich die Innenseiten des Raumteilers an)
Anzahl der Spieler: zwei fand ich gut
Was machen Kinder solange: schlafen

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