Eben

beim Finanzamt gewesen. Man müsste das mal empirisch erfassen. Die arbeitenden Menschen in dieser Behörde sind tendenziell unzufrieden. Da bin ich mir sicher. Und diese latente Unzufriedenheit kanalisieren sie bei Kundenkontakten. Da wird vorher ein schönes Päckchen Bräsigkeit geschnürt, steuerabzugspflichtig, und überreicht, sobald man sein Anliegen einigermaßen fachsprachlich vorgebracht hat. Und wenn es sich nur um eine Lohnsteuerkarte handelt, die Leute vom Finanzamt, die wissen, wo der Schmerz sitzt. Die fragen sofort, um welche Steuerklasse es sich handelt und der Gatte, in welcher Steuerklasse der denn sei. Und lauter solche Fragen. Wenn man bislang steuerlich nicht klassifiziert wurde, kann man das spontan natürlich nicht so einfach beantworten. Und genau diese Unbehaglichkeit, diese Unsicherheit, mit der wollen sie den Raum füllen. Darauf freuen sie sich. Dann können sie missbilligend den Kopf schütteln und in Trümmerfrauenmanier die Informationen vom Bürgerbüro ertelefonieren. Darauf folgt die Belehrung. Sie klären einen kindgerecht über Familienstand, Konfession und Hausnummer auf. Dabei haben sie diesen gütigen, milden Blick.
Und dann sagen sie: Jetzt wissen Sie ja für die Zukunft Bescheid.
Und dabei denken sie: Nie im Leben wirst Du armes Wurstel dieses Steuersystem verstehen. Denn uns ist die Macht und die Hoheit und die Vorherrschaft in Ewigkeit. Fuck off.
Sie machen mich fertig.

2 Replies to “Eben”

  1. Du sprichst mir aus der Seele.
    Das sollte veröffentlicht werden.

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  2. Mit einer Woche Abstand von demütigenden Behördengängen bin ich großzügig: Leute vom Finanzamt haben es schwer genug.

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