Über Textelemente auf Gräbern

Jemand stellte auf Dein Grab Blumen und ein Schild.
Auf dem Schild steht: »In stillem Gedenken«
Ich mag keinen Text auf Deinem Grab. Die meisten Texte für den Friedhofskontext sind schlecht gemacht. Sie tragen Worte wie Herz und Schmerz und Tränen und Lächeln und Flügel und Vermissen und Ewigkeit. Ich habe gehört, Songschreiber deutschsprachiger Popbands nah am Schlagerabgrund seien dafür zuständig.
Die Trägermedien sind industriell gefertigt und erinnern in ihrer Ästhetik entweder an katholischen Symbolismus oder an Tchibo-Vintage.
Verkitschte Worthülsen für den kleinsten vermarktbaren gemeinsamen Nenner der Trauer der Massen. Jung von Matt, sie hätten ein neues Projekt

In stillem Gedenken. Was soll das denn heißen? Wenn ich an Dich denke, ist nichts still. Dann ist alles in mir, nur nicht Stille.

Legte ich einen Text auf Dein Grab, hätte ich ihn selbst geschrieben. Und wären es nur die Spielergebnisse von Gladbach, sie stünden für mehr.
Heute sah Dein Ort aus, wie das Grab eines Toten.

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