Das Haus meiner Oma
Ich wohne im Haus meiner Oma. Mein Opa hat es gebaut. Es waren die Fünfziger, er stammte aus Thüringen, fand hier die Liebe und brauchte einen Ort für seine Frau und was noch kommen möge. Als die Liebe ging, ging mit ihr mein Opa. Er hatte sie woanders neu entdeckt. Meine Oma blieb. Sie ließ die Traurigkeit mietfrei wohnen und lernte Autofahren.
Wenn ich auf dem Sofa sitze, weiß ich, an dieser Stelle ist Mama geboren. Wenn ich im Büro von Monsieur LeGimpsi stehe, weiß ich, hier sind wirklich gute Pickerts entstanden. Wenn ich in Dr. Schmotzens Zimmer bin, weiß ich, hier stand ihr Bett, hier habe ich bei ihr geschlafen, unter großem Grusel unter dem Kruzifix.
Sie ist krank, meine Oma. Zuerst verließ sie die neueste Erinnerung, dann die ältere. Sie vergaß, zu schlafen, sie vergaß, sich zu waschen, sie vergaß, zu essen, sie vergaß, damit aufzuhören, sie vergaß die Namen ihrer Kinder und deren Gesichter und dann war es nur noch ein kleiner Schritt und sie vergaß auch sich selbst.
Wir haben ein paar Wände eingerissen und die Türen sind neu. Alles ist heller und leichter. Wenn ich im Wohnzimmer bin und stricke, weiß ich, genau hier hat auch sie gesessen und gestrickt und das ist ein wirklich schönes Gefühl.
[…] Du was, im Moment gibt es so viele Spinnen bei uns im Hausflur, dort wo Du früher die Schweine […]