Mein Kinderliederbuch

Dr. Schmotzen hat einen Schatz geborgen. Ganz unten in einer Kiste in Omas Schrank, dort wo sie die krakeligen Liebesbriefe ihrer Kinder an sie speichert und die Postkarten aus Landschulheimen und die gebastelten Lesezeichen. Dort war Dr. Schmotzen heute forschend unterwegs. Zur besseren Sicht und als Schutz in unzivilisiertem Terrain trug sie Taschenlampe und Sonnenbrille. Und was fand sie? Sie fand die Musik, notiert, wie man sie schöner nicht notieren kann: von Antje Vogel. Das Notenbuch ist vom Coppenrath Verlag, erschien 1982 und machte mich viele Kinderjahre lang fröhlich singend.
Damals bewahrte meine Oma ihre Ausgabe immer in einem Korb, in dem auch ihr Kirchengesangsbuch lag. Ich glaube, hätte sie an den Sonntagen morgens mein Liederbuch zu Gott mitgenommen, ich hätte sie viel lieber zu ihm begleitet. Wenn wir zusammen sangen, saß sie auf ihrem Sofa und hatte mich ganz nah bei sich. Mit ihrem besonderen Zeigefinger blätterte sie die Seiten, bis ich Stopp rief und dann legten wir los. Sie sang sehr hoch und sehr dünn. Das hat mich jedes Mal irritiert. Omas Singstimme war ganz anders als ihre Sprechstimme.
Ich selbst besaß natürlich auch ein eigenes Exemplar. Das schaute ich gern an. Ich mochte Antje Vogels Illustrationen, sie zogen mich. Vielleicht haben sie dafür gesorgt, dass noch heute in der populären Musik mir die Texte am wichtigsten sind.
Dr. Schmotzen jedenfalls singt kein Hänschen Klein mehr ohne Partitur.

7 Replies to “Mein Kinderliederbuch”

  1. Es kommt mir so bekannt vor… Ich glaube, das hatte ich auch! Fühlt sich der Bezug etwas rauh an, aus Stoff? Schade, man singt viel zu wenig, oder?

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  2. Najaaa, ich singe seit ein paar Monaten ziemlich viel. Bis jetzt freut sich nur Dr. Schmotzen darüber.
    Hmm, meine Ausgabe ist überhaupt nicht rau oder aus Stoff, der Umschlag glänzt und ist ein wenig dicker als ein Magazincover. Vielleicht hattest Du die Luxus-Edition?

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  3. Seit ich nicht mehr im Chor singe, singe ich eigentlich gar nicht mehr. Dabei tut es so gut und macht alles frei, was frei sein will 🙂 Irgendwann, irgendwann wirds bestimmt mal wieder mehr.

    Luxus-Edition 🙂 Keine Ahnung, frage mal meine Mutter…

    Jedenfalls schön, dass Dr. Schmotzen noch das Singen lernt! Das kommt bei vielen Kinder zu kurz, glaube ich.

    Viele Grüße!

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  4. Absender unbekannt verzogen 13. April 2011 at 18:18

    Ich biete den folgenden Klassiker….

    http://www.buch.de/shop/home/rubrikartikel/ID4406925.html?ProvID=271803

    Da Dr. Schmotzen aber schon der 3. Damen-Mannschaft des VfB versprochen ist….

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  5. oh genau dieses hatte ich auch! es ist mehr wie ein heftchen und mein lieblingslied aus dem buch ist „lauf, jäger lauf“

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  6. @Absender unbekannt verzogen: Wie ich Dr. Schmotzen kenne, verzichtet sie auf eine Mitgliedschaft und widmet sich der Kräuterkunde, wird Schmetterlingsbeobachterin oder Sortiererin für Kleinteile unter vier Kubikmillimeter.

    @laranja: stimmt, eher ein Heftchen. Lauf Jäger, lauf ist wirklich ein richtiger Schlager, auch hier äußerst gern gesungen.

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  7. […] ein Tag schöner beginnen als mit Singen? Eben, darum kommt zu uns, Ihr Volkslieder aus Thüringen, Baden, Böhmen, von der Ruhr und vom […]

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