Danke sehr, Herr von Hofmannsthal

Die abstrakten Worte […] zerfielen mir im Munde wie modrige Pilze. (Hugo von Hofmannsthal)

Ich versuche, eine Bewerbungen zu schreiben.
Die Personaler sagen, jedes Anschreiben sollte individuell auf den Stellenanzeigenden zugeschnitten sein. Wenn man sich, wie ich, auf unterschiedliche Jobprofile in allen Branchen (außer Pferdesport) bewirbt, ist das ohnehin der einzige Weg.
Unkonventionell muss es sein, sich abheben von den vielen Hundert Mitbewerbern, so sehr, dass der Personalverantwortliche beim Anblick dieses Unikats sofort zum Arbeitsvertrag greifen möchte. Die Gestaltung der Bewerbung soll mein Alleinstellungsmerkmal in der großen Masse der Arbeitssuchenden sein.
Jetzt sitze ich hier, die Zähigkeit auf meinem Schoß, wie erkaltete Butter rührt sie sich nicht. Und ich fange an und schwärme routiniert von spannenden Tätigkeiten und großen Herausforderungen und fertige ein Verzeichnis all jener Eigenschaften an, die heute unbedingt erwartet werden, und sei es, man möchte auf dem Fischmarkt arbeiten.
All das zerfällt mir auf dem Weg vom Kopf in die Hand wie modrige Pilze. Ich frage mich, bei dieser ganzen Aufgeblähtheit, diesem aufgeregt getexteten Crescendo von zusammengewichster Selbstausstellung, ich frage mich da: Wo ist das Alleinstellungsmerkmal? Woran hängt sich der Blick? Wo in dieser Flutung von Information und Innovation besteht der Unterschied zu einem weißen Blatt Papier?
Ich habe das Gefühl, ich möchte einen Zettel mit meiner Telefonnummer einreichen.

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