Unter Wasser
Eine Ente sein. Jetzt eine Ente sein und den Kopf ganz lange unter Wasser halten. Nicht mal um nach Snacks zu suchen oder Fische zu befreunden, sondern, weil es so schön ruhig da unten ist.
Eine Woche ausgeprägte Häuslichkeit zu viert und ich träume also davon ein regionaler Wasservogel zu sein.
Was ich auf jeden Fall weiß, ist, dass wir gerade im Übergangsstadium sind. In dem sich alles findet. Neue Prozesse wohin das Auge blickt. Sozialverträge umschreiben, aushandeln, Kompromisse suchen, lösungsorientiert bleiben, sich den Bedingungen immer wieder neu anpassen, alle Läden am Laufen halten, alle Fäden in der Hand. Übergang ist immer anstrengend, find ich. Sogar Übergang in den Urlaub. Wenn wir am ersten Tag alle orientierungslos hin und her laufen, weil die Struktur fehlt. Und jetzt ist ja Gegenteil von Urlaub.
Dankbar sein für eine Wohnung, die groß genug ist, dass die Tür hinter sich schließen kann, wer möchte. Für einen Balkon, auf dem wir in der Sonne sitzen können. Für ein Fahrrad im Badezimmer. Für Jobs, die auch im Homeoffice funktionieren. Für Jobs. Für Mails von den Lehrpersonen der großen Tochter, die alle mindestens einen guten Satz in sich tragen („Hört jetzt einfach mal auf eure Eltern!“) und die das echte Anliegen zeigen, Schule auch jetzt am Leben zu halten. An den ganzen Einzeltischen in allen Kinderzimmern. Nicht wegen der Unterrichtsinhalte, sondern weil Schule ein guter, verbindender Ort sein kann. Für tausend neue digitale Kulturangebote, wie Lesungen aus dem Wohnzimmer und den Podcast der Stunde. Für Austausch mit den Nachbarn über gekritzelte Zettel im Hausflur. Für einen kurzen Moment in einer leeren Kirche, in der jemand irgendwas in Moll in die Orgel hämmerte und ich allein in der ersten Bankreihe auf den Ständer mit Kerzen für fünfzig Cent pro Stück schaute, die alle brannten. Für uns vier. Dass wir uns haben.
„Wenn alles vorbei ist, werden wir auf dem Schulhof singen und tanzen“, schrieb der Lehrer. Etwas haben, worauf man sich freut.