Tag 8: Vermessungen

Das große Kind wurde in der Schuleingangsuntersuchung für voll tauglich befunden und ist somit für den Schuldienst zugelassen. Quasi T1-gemustert. Lediglich an der Stifthaltung soll es noch arbeiten, muss es aus meiner Sicht aber nicht. Als reine Linkshänderfamilie kennen wir uns mit nonkonformistischer Herangehensweise an die praktischen Dinge des Alltags bestens aus.
Bevor wir zur Amtsärztin durchgelassen wurden, galt es einige Tests im Vorzimmer zu bestehen. Ich kenne das schon von den Untersuchungen beim Kinderarzt: Solange die Leute im Raum keinen Doktortitel tragen, ist das Kind entspannt und voll funktionsfähig. Kommt die Autorität dann hinzu, versteifen sich die kleinen Schultern unmerklich und eine Prüfungsstimmung befällt die Tochter. Passiert ihr dann vor Aufregung ein Fehler, sacken die kleinen Schultern ab und die Frustration einer enttäuschten Perfektionistin befällt die Tochter. Alles noch sehr subtil und nach innengekehrt, aber für mich Dr. Schmotzen-Profi gut sichtbar. Kenn ich außerdem selbst zu gut, been there, done that, mein Leben lang. Obrigkeitenneurose.

Das kleine Kind wurde ebenfalls vermessen und für voll tauglich befunden. Kurzzeitig schaltete die Ärztin das Ultraschallgerät auf die gefürchtete 3D-Ansicht. Hätte sie mich besser mal gefragt, ich hätt ihr davon abgeraten. Dieses neumodische Technikzeug liegt mir überhaupt nicht. Dit is mir alles viel zu hysterisch. Jetzt hab ich hier so einen bröckeligen Mondlandschafts-Ausdruck liegen und weiß überhaupt nicht, was ich damit anfangen soll. Am Ende sieht die Dame doch wieder ganz anders aus und ich hab mich umsonst gegruselt, dass es die krasseste Stupsnase aller Zeiten hat.

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