Wir spielen: Zicke Zacke Hühnerkacke
Dr. Schmotzen hat zum Geburtstag lauter pädagogisch einwandfreies Zeug bekommen. Und zwei Spiele, damit sie noch besser und gleichberechtigter mitmachen kann, wenn wir spielen.
Bei der Wahl der beiden Spiele für Kinder haben wir natürlich darauf geachtet, dass Monsieur LeGimpsi und ich im Gegenzug nicht wegschnarchen.
Wir haben uns für Zicke Zacke Hühnerkacke entschieden, da ist uns das astrein gelungen.
Ich finde Memory ja wirklich bekloppt. Das war schon als Kind so, ich hab da nie gegen meine Mutter gewonnen. Dabei ist genau das ja eigentlich üblich und wird bei der Schuleingangsuntersuchung auch abgefragt und kommt in die Akte. Kinder können sich mit ihren taufrischen neuronalen Verknüpfungen alles mögliche besser merken. Ob die Blume auf der Vorderseite des ersten Plättchens von links in der dritten Reihe abgebildet ist oder ganz unten auf der zweiten von rechts.
Das hat mich schon immer total gestresst, schon damals in den Achtzigern. Ich hab dann eigentlich nur noch gedacht, dass ich das jetzt wissen müsste, weil die Blume schon öfter aufgedeckt wurde und außerdem wird das von mir und meinem knackfrischen Hirn erwartet, alles andere wäre besorgniserregend. Meine gütige, schwache Mutter erfand dann neue Regeln, um es mir leichter zu machen. Ich durfte immer eins der beiden Plättchen, die man pro Zug aufdeckt, bis in alle Ewigkeiten offen liegen lassen. Das hat aber auch nicht geholfen und so mag ich Memory bis heute nicht. Sie hätte mich da härter rannehmen müssen, meine Mutter, das ist klar.
Dr. Schmotzen ist ein ganz herkömmliches Kind. Die kann sich alles prima merken. Memory und sie: keine verbrannte Erde. Darum gewinnt sie auch gegen mich, wobei das kein Kunststück ist, Besteckschubladen würden gegen mich im Memory gewinnen.
Ein Hauptbestandteil von Zicke Zacke Hühnerkacke liegt im Memorieren von Plättchen. Trotzdem mag ich das Spiel, denn der andere Bestandteil liegt im Jagen. Und jagen bedeutet Mensch gegen Mensch und im besten Fall ich gegen Monsieur LeGimpsi. Und Monsieur LeGimpsi spieltechnisch leiden zu sehen, ist immer alle Mühe wert.
Also. Du bist ein Huhn und hast eine Feder am Hintern kleben. Du stehst auf einem Kreis aus Karten und bewegst dich von Karte zu Karte. Peripher erkennst du, dass in weiter Ferne auch andere Hühner mit Feder am Hintern auf diesem Kreis stehen. Auf jeder Karte ist eine Illustration abgebildet, auf der Karte vor dir ist zum Beispiel ein Wurm auf nem Toast zu sehen. So. Das Problem ist, dass du nicht einfach auf die Wurm-Toast-Karte spazieren darfst, sondern erst das passende Plättchen aufdecken musst, das verdeckt neben anderen Plättchen im Kreisinneren liegt. Jede Kreiskarte hat also im Kreisinneren ein verdecktes Gegenstück, dass erst lokalisiert und identifiziert werden muss, bevor es vorwärts geht. Du bist ein Huhn, du suchst den Wurm auf Toast und du darfst nun genau eine der verdeckten Plättchen aufdecken. Wenn du das Spiegelei erwischst oder eines der anderen wurmlosen Plättchen, ist das nächste Huhn dran, sein passendes Plättchen zu suchen.
Nach einer gewissen Zeit kann man sich natürlich merken, welches Plättchen wo liegt, das ist dann quasi wie Memory.
Du darfst immer über so viele Karten spazieren, wie du die dazugehörigen Plättchen richtig aufgedeckt hast, logisch. Dabei entwickeln sich Dynamiken. Einige Hühner, beispielsweise Dr. Schmotzens oder Monsieur LeGimpsis, galoppieren in Lichtgeschwindigkeit von Karte zu Karte. Andere Hühner, beispielsweise meins, bleiben eigentlich bewegungslos auf der Startkarte stehen. Kommt dann so ein fremdes Huhn angerannt und überholt dich, darf es die Feder an deinem Hinter abreißen und sich selbst anstecken. Es geht im Prinzip also um eine Jagd nach Federn. Sobald ein Huhn die Federn aller Mitspielerhühner trägt, hat es gewonnen und das Spiel ist endlich vorbei und dieses Gefühl, völlig zu versagen wird langsam weniger.
Ich mag das Spiel trotzdem einigermaßen, weil es eine relativ spannende Treibjagd werden kann, vorausgesetzt, alle Mitspieler sind zumindest durchschnittlich talentiert in Gedächtnisangelegenheiten.
Kategorien: Gedächtnisspiel, Materialliebe, Jagdinstinkt
Dauer: genau richtig
Frustrationstoleranz erforderlich: ja (wo steckt der verschissene Wurm auf Toast?)
Anzahl der Spieler: zwei bis vier
Was machen Kinder solange: mitspielen und (aufgrund ihrer frischen, rosigen, unverkalkten neuronalen Verknüpfungen) gewinnen