Wir spielen: Dixit
Ich bin ja ziemlich schüchtern. Und rede nicht gern, wenn mehr als ein Mensch im Raum ist. Es gibt auf Partys manchmal so Spiele, Tabu oder Activity oder Scharade, oder so. Bei denen steht man dann für kurze Zeit im Zentrum des Interesses und muss den Mitspielern selbstproduzierte Rätsel aufgeben. Ich geh dann nach Hause oder aufs Klo, wenns soweit ist, weil ich so ungern mitspiele. Weil ich genau weiß, wenn ich nen Oktopus pantomimisch darstellen soll, dann wird das nix. Und zwar big time.
So war ich mäßig begeistert, als Monsieur LeGimpsi meinte, wir besäßen jetzt ein astreines Partyspiel für die kultivierte Abendgesellschaft.
Das heißt Dixit und macht echt großen Spaß. Dixit ist ganz simpel und eignet sich prima auch für Schüchterne. Denn man gibt den anderen zwar ein Rätsel auf, aber danach laufen sie direkt alle los und kümmern sich ganz um sich selbst und man hat wieder seine Ruhe. Und das geht so:
Jeder Spieler hat sechs Karten und einen Spielstein. Die Karten sind großformatig, größer als Mau-Mau-Karten. Sie sind vollflächig mit psychedelisch-surrealen Motiven illustriert. Diese Bilder machen was mit einem und das sollen sie auch.
Ein Spieler fängt an. Er sucht sich versteckt eine seiner Karten aus und überlegt sich eine Aussage, die seiner Meinung nach zu ihr passt. Einen Satz oder ein Lied oder ein Gedicht oder ein Geräusch. Diese Kommunikationseinheit teilt er seinen Mitspielern mit.
Jetzt schaut jeder in seinen eigenen sechs Karten nach, zu welcher seiner Karten dieses Gesprochene oder Gesungene passen könnte und schiebt diese Karte dem Spieler verdeckt zu. Der legt die ihm zugeschobenen Karten (nachdem er sie gemischt hat) nacheinander offen auf den Tisch. Und jetzt muss jeder Mitspieler bestimmen, auf welche der ausgebreiteten Karten sich der Spieler bezog, als er seinen Satz oder was auch immer mitgeteilt hat. Gar nicht so leicht, weil im besten Fall jede Karte thematisch theoretisch richtig sein könnte. Die Illustrationen sind so offen gehalten, dass wirklich viel hineininterpretiert werden kann.
Punkte bekommen diejenigen, die mit ihrer Vermutung richtig lagen, also die korrekte Karte identifiziert haben, und natürlich der Spieler, der das Rätsel gestellt hat, solange weder jeder noch niemand auf seine Karte getippt hat, und die Mitspieler, von deren Karte jemand dachte, dass sie die richtige sei. Jeder, der Punkte bekommt, darf seinen Spielstein Richtung Ziel schieben. Wer zuerst die dreißig erreicht, hat gewonnen.
Es ist am Anfang gar nicht so leicht, eine angemessene Aussage zur eigenen Karte zu finden. Es geht um ein gutes Mittelmaß an Konkretheit. Sie muss abstrakt genug sein, dass nicht alle Mitspieler direkt wissen, welche deine Karte war (denn dann erhältst du keine Punkte) und gleichzeitig spezifisch genug, dass zumindest einige auf sie setzen. Nach der ersten Runde hat sich das aber wie von Zauberhand eingeruckelt und die Assoziationen fließen durch den Raum, dass Psychologen ihre wahre Freude daran haben.
Dr. Schmotzen spielt schon ganz gut mit. Es ist erstaunlich, wie sie eine abstrakte Aussage (etwa „morgen ist kein neuer Tag“) verstehen kann und aus den eigenen sechs Karten diejenige auswählt, die gut zu ihr passt. Das ist schon eine beachtliche Transferleistung.
Bloß wenn sie selbst dran ist, wirds zu beschreibend. Sie sagt dann Sätze, wie „Grüne Schnecke reitet auf kleinem Jungen“, das ist natürlich zu konkret, da haben die anderen Mitspieler dann keine passenden Karten in ihrem Stapel und am Ende weiß jeder, welche Karte dem Kind gehört und es bekommt dann null Punkte.
Ich mag dieses Spiel sehr. Es ist rasch erklärt, man kann direkt loslegen und braucht nichts aufzubauen. Die Karten sind mit schönem Strich illustriert.
Dixit hat eine gute Dynamik und eine angenehm schnelle Grundgeschwindigkeit. Weil alle Spieler permanent beschäftigt sind, muss niemand warten. Es gibt in jeder Runde Aha-Momente, wenn enthüllt wird, welche Karte die richtige ist, da wird dann meistens viel gelacht oder man versichert sich gegenseitig, wie Blöde alle sind, dass sie das Offensichtliche nicht erkennen. Die Kommunikation steht ziemlich im Mittelpunkt, der Spielstand wird schnell nebensächlich.
Ich finde, dieses Spiel ist freundlich.
Kategorien: Partyspiel, LSD olé, Assoziationstaumel, Illustrationskunst, Kommunikationsleistung, Abstraktionsfähigkeit
Dauer: genau richtig
Frustrationstoleranz erforderlich: nein
Anzahl der Spieler: drei bis sechs, besser sechs, als drei
Was machen Kinder solange: mitspielen
Uneingeschränkte Rechte am Bild: Monsieur LeGimpsi (im vollen Besitz des sachlichen und geistigen Eigentums)
Siehste! Das kenn ich schon mal gar nicht. Noch nichtmal von gehört. Habs aber sofort verstanden. Das werde ich dann auch mal in unseten Haushalt befördern. Danke für den Tip!