Zehn Fragen von Ben (aber nur, weil er es ist)

Ben hat mir ein st ein st ein stö ein stckch, Ben hat mir zehn Frage gestellt, auf dass ich Antworten liefere und mir dann selbst zehn Leute suche, denen ich ausgedachte Fragen an die Hand gebe. Ich mag dieses Hermann-Teig artige Konzept nicht, ich mag nicht, wie es heißt, ich mag aber Ben und darum mach ich jetzt bei der ersten Hälfte möglicherweise mit und dann nie wieder. Ich beantworte nur und frage also nicht. Das ist neu. Eigentlich stell ich grundsätzlich lieber Fragen.

Eins. Welcher Deiner Blogbeiträge hat Dir etwas Mut abverlangt, ihn zu veröffentlichen?
Der erste zu einem neuen Thema. Das hat diesem Ort hier eine weitere Funktion gegeben, von der ich nicht wusste, ob sie am richtigen Platz ist.

Zwei. Alles in allem: Was hältst Du von der Einrichtung der Welt, des Universums als Ganzem und der Menschheit und ihrer gesamten Geschichte darinnen?
Ha, ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass die Menschen die Welt zu einem schlechten Ort machen. Außerdem glaub ich nicht an wirkliche Wahrheit. Es läuft das meiste über Diskursbestimmer. Und wenn die Wahrheit erst korrupt ist, dann kann man den ganzen übrigen Rest auch vergessen. Eigentlich alles in der Welt ist gemacht. Und gemacht wird es meistens von den Leuten, die sich selbst dazu berufen fühlen und das sind dann sehr häufig die lauten Leute. Die lauten Leute haben aber nur durchschnittlich oft Recht, da entsteht also ein negatives Delta. Etwa in einer Gruppe gibt es mehr Mitglieder als verfügbare Plätze für die Tätigkeit X. In den allermeisten Fällen werden nicht die objektiv geeignetsten, erfolgsversprechendsten Personen von der Gruppe gewählt, sondern diejenigen, die laut und überzeugend genug sind, sich selbst zu ernennen. Im Kleinen fällt mir das in den vergangenen Monaten immer wieder auf. Mein Alltag ist voll mit Wahrheiten, die ihre Berechtigung in der Bestimmtheit ihrer Vertreter haben. Ist doch blöde.
Damit hätte ich ein Zweitausendsechshundertdreiundvierzigstel der Frage hinlänglich beantwortet.

Drei. Was ist Dein Lieblingstier, und warum?
Eine Handvoll Ameisen. Wäre die Welt ein Ameisenstaat, gäbe es nichts als Ordnung und Fleiß. Vielleicht kämen Muße und Kunst zu kurz, aber die sieben Todsünden eben auch.
Und dann wär ich gern ein Ameisenbär. Das Gefühl, in so einen Ameisenhügel zu beißen, muss groß sein.

Vier. Was ist das Beste, was Blogs sein können?
Die guten bieten Orientierung und helfen mir bei der Meinungsbildung in Abgrenzung zu den ganzen gekauften, fremdfinanzierten, agendagesetteten, wiederkäuenden, schlecht recherchierten Inhalten, die in traditionellen journalistischen Texten immer häufiger auffallen. Was gibt es interessanteres als die Gedanken einer intrinsisch motivierten, unabhängigen, originellen, klugen Privatperson, von der ich nichts weiß, als die Anordnungsweise von Buchstaben?

Fünf. Was würde Bloggen für Dich viel einfacher machen?
Hab ich bei Nummer acht schon geschrieben. Beantworte den Katalog hier nicht von oben nach unten, sondern spiralförmig.

Sechs. Welchen Schriftsteller oder welche Schriftstellerin verehrst Du für seine/ihre Sprache?
Wolfgang Herrndorf, David Grossman samt Übersetzerin Anne Birkenhauer, Thomas Bernhard, Julia Franck, Christian Kracht.

Sieben. Wenn Du eine Roman- oder Film-Figur sein müsstest, welche wärst Du gerne?
Lustige Frage, da kann man nur verlieren. Ich beantworte sie sehr spontan und gleichermaßen profan: Die Köchin Janette Desautel aus der Serie Treme. Wüsste nicht, wo mein Hang zum Protestantismus sich wohler fühlen könnte, als bei dieser gescheiterten, arbeitenden, sinnstiftenden, wieder scheiternden, resignierenden, Konsequenzen ziehenden Person. Habe ihr sehr gern dabei zugeschaut.
Die Darstellerin spielt in Deadwood eine wirtschaftsorientierte Prostituierte, die Figur mag ich auch sehr gern.

Acht. Was nervt Dich am meisten an Deiner Blogsoftware?
Das ganze Tüdelü drumherum. Ich brauch die ganzen Trackbacklisten nicht und die Plugins und eigentlich verzichte ich auf das komplette Dashboard. Ich bin da nie. Ich brauche nur ein Feld zur Textverarbeitung. Meine Idee, die möglicherweise seit Ende der Achtziger schon längst umgesetzt wurde: Kann nicht jemand den iA-Writer so umbauen, dass ich von dort aus direkt veröffentliche? Nicht als App oder so. Richtig hier auf meinem Rechner, der steht immer auf dem Esstisch neben Walnüssen, falls das als Info irgendwie nützlich ist. Wenn es dafür bereits eine sechsteilige Tastenkombination gibt, könnte die mir jetzt gern jemand nennen.

Neun. Magst Du von einem romantischen, idealistischen, ergreifenden oder einfach nur besonders schönen Moment berichten, den Du im Netz erlebt hast?
Ich wähle das Wort ergreifend in seiner traurigsten, schwersten Bedeutungsform und denke an den Moment bei Arbeit und Struktur, in dem es zu Ende war.

Zehn. Was ist – Deiner bescheidenen Meinung nach – der größte Fortschritt, die größte Verbesserung innerhalb der Menschheitsgeschichte?
Säkularisierung.

3 Replies to “Zehn Fragen von Ben (aber nur, weil er es ist)”

  1. Danke! Ich weiß das zu würdigen und freue mich sehr über die Antworten. Nachdem ich mich erstmal zu ein paar Fragen durchgekämpft hatte, war ich dann auch wirklich neugierig auf die Antworten. Man stellt viel zu wenig Fragen. Ich werde das mal bei mir anders machen. Eine Sprechstunde einrichten.

    Die Ameisen-Antwort mag ich sehr. Ameisen sind super. Emergenz. Unglaublich! Die Ameisenbärenantwort mag ich auch sehr. Weil sie lustig ist und weil der Ameisenbär dem Nasenbären zum Verwechseln ähnlich ist und der Nasebär ist das Wappentier der Familien Buchenharke.

    Das mit dem iA-Writer könnte hinzubekommen sein. Ich kenne da Leute. Da muss ich die Tage vor Ort mal nachfragen und nachschauen. Also auf dem Küchentisch, bei euch.

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