Eule

Dr. Schmotzen hat ihr erstes eigenes Meme erfunden und feiert es wie bekloppt. Es ist der Satz »Hilfe, eine Eule!«
Sven Nordqvist hat das Buch »Findus und der Hahn im Korb« geschrieben, in dem Pettersson einen Hahn vorm Schlachten rettet, mit nach Hause nimmt und ihn bei seinen Hühnern wohnen lässt. Als er den Transportkarton öffnet und das Geflügel zum Vorschein kommt, schreit Findus entsetzt »Hilfe, eine Eule!«. Das Kind findet diese Stelle immens belachbar. Seither rezitiert sie sie mit der Stimme eines Katers mehrmals pro kleinster Zeiteinheit und hat dabei den Kohärenzbruch als komisches Moment entdeckt:
ich: »Hier, Deine Suppe«, sie: »hilfe, eine eule!«
ich: »Bringst Du bitte eine Flasche Wasser mit?«, sie aus der Ferne: »hilfe, eine eule!«
ich: »Guck mal, da vorn läuft ein Pferd übers Feld«, sie: »hilfe, eine eule!«
ich: »Finger weg, das ist heiß!«, sie: »hilfe, eine eule!«
ich: »Nee, heute gibts keine Schokolade«, sie: »hilfe, eine eule!«
ich: »Komm, ab ins Bett!«, sie: »hilfe, eine eule!«
Manchmal, wenn ich mit ihr schimpfe und ganz nah an ihr Gesicht komme, sie in meine Augen blickend: »hilfe, eine eule!«
Monsieur LeGimpsi liebt Unsinn jeglicher Art und ist Teil der Eulenbewegung geworden. Wenn ich sonntags aus dem Bett gekrochen komme, meine Brille noch ein wenig schief sitzt und ich nur in brummenden Sprechakten kommuniziere, beide: »hilfe, eine eule!«

9 Replies to “Eule”

  1. Hilfe … ein Lachanfall. Dass Herr Stromzufuhr Dir da in den Rücken fällt ist ziemlich ziemlich ziemlich lustig. Soviel habe ich vor dem ersten Kaffee des Tages lange nicht gelacht.

    Antworten

    1. Ja, Kind in Kombination mit Mann kann ganz schön lustig sein.
      Mit dem nächsten Kind verbünde ich mich, steht ganz oben auf meiner Liste. Familie basiert auf Parität.

      Antworten

  2. Köstlich!

    Antworten

  3. Gestern diese Kurzgeschichte am Abendtisch vorgelesen. Was habe ich uns da eingebrockt? Nicht nur, dass El Capitano auch sofort die Geschichte mit Findus und dem Hahn vorgelesen haben wollte. Er hat prompt Dr. Schmotzens Angewohnheit übernommen. Wie hiess es immer bei der Betrettspiel-Werbung? „Ein Spass für die ganze Familie!“

    Antworten

    1. Das Buch hat uns noch einen anderen Satz geschenkt, auf den das Kind ebenfalls mit großer Vorfreude hinfiebert. Findus: »Pettersson, sag ihm, er soll ein Suppe aus sich kochen!«

      Was mir an dem Buch so gefällt, ist, dass das Ende so wenig versöhnlich ist. Gut, sieht man von den ganzen schwangeren Hühnern ab. Am Schluss ist alles ein bisschen kaputter als vorher. Das finde ich für eine Kindergeschichte außergewöhnlich.

      Antworten

  4. Ja, dieser zweite Satz ist mein Erstlieblingssatz im Buch. El Capitano ist aber noch nicht soweit, ihn angemessen zu würdigen. Die Geschichte ist allerdings ohne das süsse Happy End, was mich beim ersten Lesen etwas erschrocken hat. Das Gesicht von Findus auf der letzten Seite allerdingshat alles wett gemacht. Was mir dann nachhaltig gut gefallen hat – es ist wie im Leben: etwas geht, aber dafür kommt etwas anderes, das vom Vergangenen etwas mit sich trägt.

    Antworten

    1. Wenn Dir die Frage hier nicht zu privat ist: Welches Buch hat El Capitano denn gern?

      Antworten

  5. Diese Geschichte ist so super.
    Habe mich mal wieder von vorn bis hinten durch den Blog gelesen, gelacht, herzlich gelacht.

    Antworten

    1. Ha, die Eulengeschichte hatte ich schon wieder vergessen, dieses Meme gehört längst der Vergangenheit an. Da bin ich schon ganz froh manchmal, dass ich sowas hier gesammelt habe.

      Naja, aber wer von uns beiden die besseren Geschichten zu erzählen hat, ist ja wohl klar. Deine Franz M.-Geschichte zum Beispiel ist grandios. Darfst Du darüber öffentlich eigentlich sprechen oder fällt das unter künstlerische Schweigepflicht, oder so?

      Antworten

Schreibe einen Kommentar zu fzerozero Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.