Dreizehn

Heute habe ich gedacht.
Es ist der dreizehnte. Du bist an einem dreizehnten gestorben. Dreizehnte fühlen sich anders an. Außer heute, heute Morgen habe ich im Kindergarten gesehen, dass morgen der vierzehnte ist und alle Kinder in der Turnhalle am Frühstücksbuffet essen. Ich habe in der Liste für Eltern eingetragen, dass wir Tomaten und Gewürzgurken mitbringen. Ich habe nicht gedacht, morgen ist der vierzehnte, dann ist heute der dreizehnte, an einem dreizehnten bist Du gestorben. Ich habe gedacht, morgen ist der vierzehnte, Tomaten, Gewürzgurken.
Im Büro habe ich meinen Kalender geöffnet und gesehen, dass heute der dreizehnte ist und welche Aufgaben ich habe. Ich habe nicht gedacht, heute ist der dreizehnte, an einem dreizehnten bist du gestorben. Ich habe gedacht, heute ist der dreizehnte, ConAktiv, Routine, Mailchimp. Ich habe den dreizehn-Äquator heute oft überschritten und nicht an Dich gedacht. Das liegt vielleicht an einem Statuswechsel. Da hat sich was geändert.
Ich habe mein Butterbrot aus der Tasche geholt und Wasser in ein Glas geschüttet. Ich habe gedacht, jetzt bin ich gleich sitt und satt. Und dann habe ich an den einzigen Menschen auf der Welt gedacht, der das neunzehnhundertneunundneunizg eigens erfundene Wort für den undurstigen Zustand verwendet hat. Ich habe an Dich gedacht.

Ich habe im vergangenen Jahr immer an Dich gedacht als Lebender. Als wärest Du noch da und den kleinen Teil einer Sekunde später fällt mir dann ein, das stimmt nicht und ich denke an Deinen Tod und an alles, was da war.
Aber in letzter Zeit denke ich an Dich aus einer anderen Richtung. Ich weiß immer sofort, dass Du tot bist und dann denke ich an Dein Leben und unseres und alles, was da war. Und dieses neue Denken gefällt mir viel besser, auch wenn es bedeutet, dass Du schon ein ganzes Stück weggerückt bist.

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