Der Mann und das Kind sehen sich nicht

Es ist ein Semester übler Sorte, das Monsieur LeGimpsi erwischt hat. Über dreißig Wochenstunden stehen auf seinem Plan. Jeden Tag fangen die Veranstaltungen um acht Uhr an und hören um achtzehn Uhr auf oder manchmal auch um zwanzig. Wenn Du auf dem Land wohnst und eine bummelige Regionalbahn nur einmal in sechzig Minuten Richtung Unistadt fährt, schleppst Du viel Zeit mit Dir rum, in der Du in der Uni auf den Vorlesungsbeginn oder eben auf die Bahnrückfahrt wartest. Wenn der Monsieur bis achtzehn Uhr im Seminar sitzt, ist er um neunzehn dreißig zu Hause. Wenn er um zwanzig Uhr die Uni verlassen kann, um einundzwanzig dreißig. So oder so, das Kind liegt im Bett und schläft. Morgens verschwindet er um halb sieben in die ländliche Dunkelheit, da schläft Dr. Schmotzen noch.
In diesem Semester werden das Kind und der Mann sich an genau zwei Tagen in der Woche sehen, Samstag und Sonntag. An acht Tagen im Monat. Dass Studenten Eltern sind, die besonders viel Zeit haben, dass das Studium eine gute Gelegenheit der Familienplanung ist, hat in Bologna aufgehört wahr zu sein.

One Reply to “Der Mann und das Kind sehen sich nicht”

  1. Ach du Schande! Ich hoffe, die Seminare sind wenigstens allererster Güte und lohnen jeden Moment des Nicht-Dr.-Schmotzen-Sehens. Ansonsten kann ich nur sagen: gibt ja schließlich keine Anwesenheitslisten mehr…

    Was ist das denn für ein vertracktes Studium? Der BA Linguistik ist ja angeblich viel zu leicht…

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu b. Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.