Tschüss vom Wolkenkuckucksheim

Wohoo, ich werde angegriffen!
Malware made in China befeuert seit geraumer Zeit diese Cloudexistenz. So kleine grünliche Dinger, Pilawa schauend und Stöckerbeine haben die. Wahrscheinlich wählen sie auch FDP. Serverwechsel bringen keine Heilung und so breche ich meine Zelte hier ab. Bye, bye WordPress.
Hello, tumblr! Ich lege meinen Content in Deine Hände, mach keinen Scheiß damit.
Morgen ist Abschiedstag. Momentan schlägt  Monsieur LeGimpsi jeden Artikel in Zeitungspapier, packt ihn in einen Umzugskarton und bringt ihn rüber zum neuen Blog. Das ist eine Minifuzziarbeit und höchst dankenswert. Und dann auch noch das Klavier.
Ich melde mich mit weiteren Instruktionen, sobald die Malerarbeiten abgeschlossen sind.

Ich höre wie ein Rentner

Zum ersten Mal habe ich gestern ein Hörbuch gehört. Im Urlaub, da macht man komisches.
Dabei hat sich bestätigt, was ich schon vorher wusste: Ich höre viel weniger sorgfältig als dass ich lese. Ungefähr zweiundsiebzig Prozent sind ungehört, denke ich. Was in meine Ohren hereinrauscht, erreicht nur zu einem Bruchteil den datenverarbeitenden Bereich meines Hirns. Nur einundzwanzig Prozent von Büchern wahrzunehmen, vernachlässigt man weitere sieben Prozent, die mir beim Lesen auf der Strecke bleiben: Dazu sind mir Bücher zu schade. Eigentlich. Als Sekundärkommunikationsmittel beim Schalstricken oder Spazierengehen eignen sich Audiotexte dann aber doch. Aber, allein, ich ärgere mich.
Das Vorgelesenbekommen ist ein interpretatorischer Eingriff. Ich möchte mir lieber selbst aussuchen, mit welcher Stimme ich einen Text lese, wenn ich ihn lese. Meine innere Vorlesestimme hätte bei dem Buch gestern weniger aufgeregt geklungen, sie hätte an anderen Stellen Ironie entdeckt, sie hätte nicht gebissen, sie wäre mein eigener literarischer Bezugspunkt. Mein Zugang zu dem Buch wäre ohne diese fremdstimmige Bedeutungsebene ausgekommen. Vielleicht wäre irgendein Teil des Textes zu mir übergesiedelt, dauerhaft.
Die meisten Hörbücher sind zudem noch gekürzt. Dabei ist Text doch Chef! Text ist unantastbar. Nein, unantastbar natürlich nicht, jeder Text ist altes Gewebe, trotzdem: Ein Text, der einen Namen hat, der darf nicht editiert werden und unter gleichem Namen fortbestehen. Der hat sich doch verändert.
Ach, ich fürchte, Hörtext wirkt unter anderen Bedingungen als Lesetext.
Jedenfalls: Der Einstieg war »Gut gegen Norwind«. Gute Wahl, lebt nämlich von einer großen Wiederholung und die konnte ich beim Hören gut gebrauchen. So wie in Seniorenunterhaltungsformaten fing der sich stets wiederkäuende Inhalt mich hier und da ein, sodass ich effektiv nichts verpasste auch wenn zweiundsiebzig Prozent Wortbrei an mir vorbeizogen. Meine Konzentrationspunkt schwebte stets ein paar Zentimeter über dem akustischem Signal.
Zum Hören bleiben für mich eigentlich die Bücher, auf die ich zu lesen keine Lust habe. Aber das ist gut, davon gibt es durchaus ein paar.

Über Textelemente auf Gräbern

Jemand stellte auf Dein Grab Blumen und ein Schild.
Auf dem Schild steht: »In stillem Gedenken«
Ich mag keinen Text auf Deinem Grab. Die meisten Texte für den Friedhofskontext sind schlecht gemacht. Sie tragen Worte wie Herz und Schmerz und Tränen und Lächeln und Flügel und Vermissen und Ewigkeit. Ich habe gehört, Songschreiber deutschsprachiger Popbands nah am Schlagerabgrund seien dafür zuständig.
Die Trägermedien sind industriell gefertigt und erinnern in ihrer Ästhetik entweder an katholischen Symbolismus oder an Tchibo-Vintage.
Verkitschte Worthülsen für den kleinsten vermarktbaren gemeinsamen Nenner der Trauer der Massen. Jung von Matt, sie hätten ein neues Projekt

In stillem Gedenken. Was soll das denn heißen? Wenn ich an Dich denke, ist nichts still. Dann ist alles in mir, nur nicht Stille.

Legte ich einen Text auf Dein Grab, hätte ich ihn selbst geschrieben. Und wären es nur die Spielergebnisse von Gladbach, sie stünden für mehr.
Heute sah Dein Ort aus, wie das Grab eines Toten.