Flittchen
was für ein schönes Wort, eigentlich.
was für ein schönes Wort, eigentlich.
Ich habe Lust auf junge Literaten, im Sinne von frisch oder geistig roh.
Auf meiner Suche nach ihnen kam die Uni Hildesheim daher. Sie bietet den Studiengang Kreatives Schreiben an. Wenn du den absolvierst, kann der Weg zur Verlagspublikation ganz schön kurz sein.
Hier eine Liste der Alumni, die einen Roman hingeblättert haben: Link.
Ich denke, ich beginne mit Leif Randt: Leuchtspielhaus.
beim Finanzamt gewesen. Man müsste das mal empirisch erfassen. Die arbeitenden Menschen in dieser Behörde sind tendenziell unzufrieden. Da bin ich mir sicher. Und diese latente Unzufriedenheit kanalisieren sie bei Kundenkontakten. Da wird vorher ein schönes Päckchen Bräsigkeit geschnürt, steuerabzugspflichtig, und überreicht, sobald man sein Anliegen einigermaßen fachsprachlich vorgebracht hat. Und wenn es sich nur um eine Lohnsteuerkarte handelt, die Leute vom Finanzamt, die wissen, wo der Schmerz sitzt. Die fragen sofort, um welche Steuerklasse es sich handelt und der Gatte, in welcher Steuerklasse der denn sei. Und lauter solche Fragen. Wenn man bislang steuerlich nicht klassifiziert wurde, kann man das spontan natürlich nicht so einfach beantworten. Und genau diese Unbehaglichkeit, diese Unsicherheit, mit der wollen sie den Raum füllen. Darauf freuen sie sich. Dann können sie missbilligend den Kopf schütteln und in Trümmerfrauenmanier die Informationen vom Bürgerbüro ertelefonieren. Darauf folgt die Belehrung. Sie klären einen kindgerecht über Familienstand, Konfession und Hausnummer auf. Dabei haben sie diesen gütigen, milden Blick.
Und dann sagen sie: Jetzt wissen Sie ja für die Zukunft Bescheid.
Und dabei denken sie: Nie im Leben wirst Du armes Wurstel dieses Steuersystem verstehen. Denn uns ist die Macht und die Hoheit und die Vorherrschaft in Ewigkeit. Fuck off.
Sie machen mich fertig.
Wenn Du ein Kind bist, hast Du keine Probleme. Alle um Dich herum sind neidisch auf Deinen getragenen, gefütterten, gepamperten Zustand.
Tanja hat sich das mal genauer angeschaut und einen Film gemacht:
Mach sie zu, die Tür. Sachte oder laut, das bleibt Dir.
So morsch und schief und abgenutzt. Ist das noch eine Tür? Wie oft ist sie in Deine Hacken geknallt?
Lass gut sein. Mach sie zu. Und schau, dieser ungehörige Gedanke, unförmig und schwebend, dieser ungläubige Zustand, wie sie Deine Bahn kreuzen, wie Du sie anziehst, wie sie Deine Satelliten werden.
Mach sie zu, die Tür. Wenn Du es allein nicht schaffst, wir sind hier und Schwimmflügel liegen bereit.
Wende Dich ab, schau Dich um. Dort drüben. So weit und frei und windig. Und konkret, das auch.
Jemand hat neu gestrichen und Obst für Dich hingestellt. Ich finde, das kannst Du jetzt gut gebrauchen.
Schlafen.
Und kochen.
Und mummeln.
Und spielen.
Und lesen.
Und baden.
Wenn es um Süßigkeiten geht, sind Moniseur LeGimpsi und ich der Boss. Da hat Dr. Schmotzen überhaupt nichts zu sagen. Sie hat noch nie Eis gegessen, weiß nicht, wie Schokolade schmeckt und bekommt Gummibärchen nur in die Finger, um sie mir in den Mund zu stecken. Dieser Mensch wird voraussichtlich über 100 Jahre alt, da macht es nichts, wenn er die ersten paar Jahre ungesüßt durchs Leben zieht.
Am Dienstag allerdings, als die Schwäche wuchs und Nahrung bereits 48 Stunden lang verweigert wurde, zeigte die worst-case-Analyse, dass der Einsatz unlauterer Mittel durchaus angemessen ist.
Und so drückte ich dem Kind einen verpackten Riegel Vollmilchschokolade in die Hand und siehe da, wie durch ein Wunder huschte ein triumphales Lächeln durch das ausgemergelte Gesicht und der entschleiernde Blick zeigte, wer in letzter Konsequenz am längeren Hebel sitzt.
Beherzt wurde abgebissen, gekaut und dann setzte ein Zustand ein, von dem Freunde der Amphetamine nur träumen können. Die Halbwertszeit schokoladiger Energiezufuhr ist bekanntlich gering und so wurden wir nur kurz Zeuge dieses erhellenden Spektakels.
Immerhin konnte sie danach überzeugt werden, Essen bringt Heilung.
Dass sie kurzzeitig in legitimen Besitz der verbotenen Substanz gelangte, hat sie glücklicherweise mit Abklingen des Fiebers vergessen. Jetzt sind wir wieder Boss.
First thing, das Monsieur LeGimpsi nach meiner Rückkehr vom ersten Arbeitstag fragte: „Habt Ihr auch eine Joan im Büro?“
Es geht Dr. Schmotzen wieder besser. Die großelterliche Kinderbetreuung hat mich vor krankheitsbedingtem Urlaub schon vor Antritt des Jobs bewahrt. Sich zum fiebernden Kind ins Bett zu legen und der Dinge zu harren: Das leisten weder Kindergärtnerin noch Tagesmutter. Wir sind unseren flexiblen und sorgenden Aufpassern sehr dankbar.
Mein Kopf! Er liebt die Arbeit und die Kollegen und die Kaffeemaschine und die Empfangsdame und die personalisierte Firmenemailadresse. Darüber wirst Du nach fünfjähriger Betriebszugehörigkeit lachen, ich mag diesen Zustand und freue mich auf morgen.