U7

Sie hat eine Zeichnung angefertigt. Eine Rosine aus einer Dose gefischt. Den Mund aufgemacht. Sie wurde vermessen und gewogen. Normal groß, sehr leicht. Als ihr liebstes Spiel notierte er: Knöpfe sortieren. Ihr Herz wurde gehört.
Dr. Schmotzen ist gut in Schuss.

Mittagspause

Dr. Schmotzen knickt an Tag drei ohne Mittagsschlaf ein und fühlt sich dem Bett nahe. Gutes Bett.
Ich esse Weihnachtsgebäck. Schmeckt Mitte Januar ein Achtel so gut wie Ende November.
Ich lese Martenstein. Der schreibt über Streit, der nicht stirbt, nur schläft.
Ich höre Yann Tiersen. Vorfreude auf das Klavier. Noch ein paarmal schlafen. Nachts.

aha

Heute das erste Mal keinen Mittagsschlaf gemacht, Dr. Schmotzen.
Ausgeglichen ist anders.

Das Haus im Haus

Da steht so eine verlotterte Scheune beim Bauern. Die darf man nicht abreißen, um ein Haus draus zu machen, sagt das Bauamt. Denn die Wiese drumherum ist kein Bauland.

Die Architekten von naumann.architektur haben für solch einen Fall und für alle anderen Ruinen eine interessante Lösung entwickelt:


(via frei schnauze)

Wie ich einmal ein Dings bastelte

Mad Man Don Draper läuft durch die perfekt symmetrisch durchdesignte Welt der 60er Jahre. Das möchte ich auch. Zumindest über dem Klavier. Denn, sag mal ehrlich, über dem Klavier hängt doch immer nur wirres Zeug, oder? Meistens Aquarelle oder Scherenschnitte. Über meinem Klavier hängt darum ein Dings. Und das geht so:

Du brauchst

ein Stück Stoff. Hier im Grau Peggy Olsons Bleistiftrocks.


Tapetenkleister. Ohne den kommst Du 2011 nicht klar.


ein bekleisterbares Unterding. Mit etwas Glück hast Du eine Mutter, die gern nach original 60er Jahren Außenwandverkleidungen im praktischen 100er Pack fahndet. Und kauft. Und auch die Idee zum Dings hatte.


Vermische die drei Zutaten, vielleicht ein wenig sorgfältiger als ich, und fertig ist ein Dings, für das Bertram Cooper auf seinen Rothko verzichten würde.

Heute


passiert etwas merkwürdiges, heute übernachtet Dr. Schmotzen das erste Mal aushäusig. Ich weiß gar nicht, wie ich das finden soll.
Als ich mich nach der Anlieferung des Schlafgastes von den Obdach bietenden Großeltern verabschiedete, wurde Dr. Schmotzen gleich ganz panisch. Sie dachte, ich nehme sie wieder mit.

EDIT: Kurz nach Mitternacht kehrte die kleine grüne Zahnbürste zu der großen roten und der großen blauen zurück.

Danke sehr, Herr Kaiser

Wenn ich irgendwo ein ganz eng umschlungenes, sich wahnsinnig ostentativ liebendes junges Paar sehe, dann weiß ich: In einem Vierteljahr sind die völlig verkracht auseinander. Wenn ich dagegen ein junges Paar beobachte, wo sie anfängt, eine Geschichte zu erzählen, und er sie sofort unterbricht, »nein, das sagst du ganz falsch, das war doch so und so«, und wenn er dann etwas vorträgt und sie kritisiert, »lass es doch, das hast du doch schon fünfzehn Mal erzählt«: Dann weiß ich, die Beziehung dauert fünfzig Jahre. (Joachim Kaiser, Interview mit der Süddeutschen Zeitung, 50/08)

Ein Klavier, ein Klavier

Jetzt haben wir ein Klavier. Momentan befindet es sich noch bei seinem alten Besitzer, doch schon bald wird es seine Reise in den Norden antreten. Monsieur LeGimpsi und ich hoffen, dass die Investition hält, was ein verwackeltes Bild und spärliche Informationen vage in den Raum stellen. Atia von den Juliern, ich fordere Gerechtigkeit!
Als ich ein Kind war, habe ich auf unserem Klavier, das ich insgeheim für meine Altersvorsorge hielt, weil die Tasten aus reinem Elfenbein zu bestehen schienen, das sich beim Auseinanderbauen des morschen Corpus dann aber als Furnier erwies, jedenfalls habe ich als Kind auf dem geschlossenen Klavier sehr gern und mit großer Akribie Büro, Büro gespielt. Um genau zu sein, Schreibbüro, Schreibbüro.
Ich habe per schnurlosem, weil gekapptem, Telefon Aufträge für Einladungen, Traueranzeigen, Mahnungen und Erpressungen angenommen und so seriös wie stilsicher niedergeschrieben. Meine Spezialität waren Liebesbriefe. Selbstgebastelte Umschläge und Briefmarken gehörten ebenso dazu, wie Parfümierungsoption und Finanzierungsservice. Wenn der Fall am Telefon allzu dramatisch war oder psychologisches Einfühlungsvermögen verlangte, half ich als Seelsorgerin. Ehrenamtlich. Hach ja, der erste Job ist immer der schönste.
Dr. Schmotzen und das Klavier? Da bin ich gespannt. Vielleicht spielt sie ja damit.