Seelachsfilet, Kartoffeln, Salat für 2,20€

Heute ging Dr. Schmotzen in die Uni. Das war der Plan, so stand es in der Agenda. Früher, in unserem Leben in der Stadt haben wir öfter mal geschaut, was Monsieur LeGimpsi den Tag über so treibt. Er fühlte sich immer sehr geschmeichelt und posierte mit seiner krabbelnden, blondgelockten Tochter.
Ich musste mich dann in größerer Entfernung zu den beiden aufhalten, damit Monsieur LeGimpsi alleinerziehender Vater spielen konnte vor den Ladies. Das zeigte in den meisten Fällen auch eine ziemlich beachtliche Wirkung, eine Hürde weniger für ihn, später mal die Scheidung einzureichen.
Heute ist Dr. Schmotzen immer noch blondgelockt aber durchaus in der Lage, missbräuchliche Zurschaustellung ihrer Person einzuschätzen und zu unterbinden. Sie hat also weniger kleine Erstsemesterinnen damit beglückt, ihre Hand unter Einsatz all ihres Speichels vollständig im Mund verschwinden zu lassen, als sehr interessiert die Mensa begutachtet. Was für ein außerordentlich großes Restaurant! Und wie hip muss das sein. Da stehen ja alle in langen Schlangen davor und wollen rein. Und die Teller, gar nicht rund, haben Vertiefungen für die einzelnen Menükomponenten. Und das Essen, kommt tausendfach auf Laufbändern, aus einem winzigen Blechkasten.
So verdutzt war sie über diese ganze Verköstigungsmaschinerie, dass sie sogar Kartoffeln gegessen hat. Dr. Schmotzen: mag das Mensen.

Mit!

Dr. Schmotzen mag zwar keine Schuhe, Taschen aber umso mehr.
Auf ihren Streifzügen durch die Wohnung landet Vielversprechendes begleitet von einem energischen „mit!“ erst unter ihren Achseln und wenn dort kein Platz mehr ist, in einem Mitglied ihrer großflächig verstreuten Taschensammlung. Heute ist ein neuer Kamerad dazugekommen. Man könnte das riesen Ding ruhig Shopper nennen, wenn es denn in der Lage wäre, viel und schwer zu tragen.
Es darf bezweifelt werden, ich habe es genäht und eine Anleitung gabs nicht.

Danke sehr, Herr von Hofmannsthal

Die abstrakten Worte […] zerfielen mir im Munde wie modrige Pilze. (Hugo von Hofmannsthal)

Ich versuche, eine Bewerbungen zu schreiben.
Die Personaler sagen, jedes Anschreiben sollte individuell auf den Stellenanzeigenden zugeschnitten sein. Wenn man sich, wie ich, auf unterschiedliche Jobprofile in allen Branchen (außer Pferdesport) bewirbt, ist das ohnehin der einzige Weg.
Unkonventionell muss es sein, sich abheben von den vielen Hundert Mitbewerbern, so sehr, dass der Personalverantwortliche beim Anblick dieses Unikats sofort zum Arbeitsvertrag greifen möchte. Die Gestaltung der Bewerbung soll mein Alleinstellungsmerkmal in der großen Masse der Arbeitssuchenden sein.
Jetzt sitze ich hier, die Zähigkeit auf meinem Schoß, wie erkaltete Butter rührt sie sich nicht. Und ich fange an und schwärme routiniert von spannenden Tätigkeiten und großen Herausforderungen und fertige ein Verzeichnis all jener Eigenschaften an, die heute unbedingt erwartet werden, und sei es, man möchte auf dem Fischmarkt arbeiten.
All das zerfällt mir auf dem Weg vom Kopf in die Hand wie modrige Pilze. Ich frage mich, bei dieser ganzen Aufgeblähtheit, diesem aufgeregt getexteten Crescendo von zusammengewichster Selbstausstellung, ich frage mich da: Wo ist das Alleinstellungsmerkmal? Woran hängt sich der Blick? Wo in dieser Flutung von Information und Innovation besteht der Unterschied zu einem weißen Blatt Papier?
Ich habe das Gefühl, ich möchte einen Zettel mit meiner Telefonnummer einreichen.

My name is Mark

Einmal, es war Sommer, hat Monsieur LeGimpsi tagelang wie Fitzwilliam/Mark Darcy gesprochen und dabei einen interessanten Zusammenhang zwischen Jane Austen und Bridget Jones aufgedeckt. Das war krass.

deins und meins

Dr. Schmotzen hält einen Stift in der Hand.
Sie sagt: tift!
Ich sage: Hm, ist das Dein Stift?
Sie sagt: nei, mei tift!
Ich sage: Ja, stimmt, Dein Stift.
Sie sagt: nei! mei tift!

Hach ja, das Selbst will auch erst noch abstrahiert werden.