Unantastbares Middlebrow

The Sopranos, Six Feet Under, Dexter, Californication, The Wire, neuerdings Mad Men.
In den USA laufen sie unter dem Gattungsbegriff Middlebrow.
In Deutschland steht man wort- und ratlos vor der Vermarktung dieser sorgfältig produzierten amerikanischen TV-Serien, an denen jegliche Versuche der Synchronisation und Einverdeutschung scheitern müssen. Wie auch nicht?
Hierzulande hapert es bereits an der eigenen Genrebezeichnung.
Middlebrow ist andersartig. Es vermischt Hoch- mit Popkultur, referiert durch intertextuelle Verweise auf Kultur, Geschichte und Politik. Ein ironischer, kulturell verankerter Subtext, der nur im Originären bleiben kann, unantastbar.
Deutsche Fernsehmacher sind beeindruckt von hohen Zuschauerzahlen im Produktionsland, kaufen die Lizenzen und bearbeiten. Neben die der üblichen Übersetzungsproblematik geschuldeten Bedeutungsverschiebungen gesellt sich eine angreifbare, kostengünstige wie unsensibel geführte Synchronisation, die das Material angreift, die eine neue Lesart erzwingt. Die den Wert nimmt.
Dem Konsumenten bleibt die DVD mit der Originalversion als Ausweg.
Wir sollten lernen, unsere eigenen kulturellen Kontexte künstlerisch zu verdichten. Bleiben wir diesmal bei uns, erschaffen wir aus uns, versuchen wir nicht, andere Erfolge deutsch anzustreichen, sie gehören uns nicht.
Dominik Graf hat es geschafft: Ach, Marek, Grischa, Wodka!

In bed with

Monsieur LeGimpsi. Der ist nämlich krank. Halsschmerzen und so ein ganzheitlich fiebriges Gefühl. Ich bin begeistert. Da werd ich ja sofort oberschwesternmäßig und fühle meine mütterliche Fürsorglichkeit aktiviert. Geheim hätte ich gern sieben Kinder, die alle gleichzeitig Röteln bekommen. Dann könnte ich mir eine Schürze umbinden, meine Hände in Essig waschen, Köpfe über Schüsseln halten, Betten neu beziehen, Fieber messen, Tee kochen, Zwieback reichen, trösten und vorlesen.
Um Monsieur LeGimpsi kümmert sich schon jemand anderes; Dr. Schmotzen hat ihm eine Kissenschlacht verordnet.

Sonnentag

Vielleicht der letzte in diesem Jahr.
Was für eine Ruhe: Dr. Schmotzen schläft sich den Rotz aus der Nase. Monsieur LeGimspi radelt eine Erkundungstour und hofft, auf eine Eisdiele zu stoßen. Und ich sitze im im Garten, regeneriere das Verhältnis zu meinem Buch und mag grad alles.

Zimtstreusel

Ich habe einen neuen Lieblingskuchen. Der besteht zu großen Teilen aus Zwetschgen. Weil ihnen der saisonale Tod bevorsteht, habe ich 9 Pfund von den niedlichen, süßen Dingern eingefroren. Das wird ein sorgloser Winter.

Um ein Blech dieses wundervollen Kuchens herzustellen, brauchst Du
300 g Mehl
2 Päckchen Sahnepuddingpulver
240 g Butter
120 g Zucker
2 Eier
2 Messerspitzen Backpulver
2 Schuss Rumaroma
All das verknetest Du bis zur Sehnenscheidenentzündung und gibst den Teig auf ein gefettetes Backblech.

Du putzt, entkernst und verteilst 1 kg Zwetschgen auf den Kuchenboden.

Aus
200 g Mehl
150 g Butter
100 g Zucker
4 Päckchen Vanillinzucker
2 TL Zimt
machst Du die Streusel. Du zerbröselst sie über die Pflaumen und schiebst die ganze Herrlichkeit bei 180° Grad für 30-40 Minuten in den Ofen. Wenn Dein Ofen so alt ist wie meiner, dürfen auch gern 200° Grad herrschen. Der Kuchen braucht dann 50 Minuten.

Am allerbesten schmeckt er lauwarm mit Sahne. Dazu trinkst Du Milch.

Olivengedanken

Seit neuestem, man könnte es fast schon in Stunden zählen, mag ich Oliven. Das ist beachtlich. Niemals esse ich Honig oder Rosinen und bis vor kurzem eben auch keine Oliven. Sie schmeckten irgendwie benzinartig. Jetzt nicht mehr.
Als Kind habe ich mit dem lieben Gott eine Verhandlung geführt und als Einsatz Honigbrote vorgeschlagen. Jeden Tag wollte ich eines essen. Honig ist das allerletze, wenn Du mich fragst. Honig hat diesen extrem stimmungsverändernden Eigengeschmack. Ätherisch angreifend. Jedenfalls ging es bei dem Deal um Leben und Tod. Nach drei Tagen konnte ich kein Honigbrot mehr essen. Stundenlang saß ich davor. Hauchdünn hatte ich den Honig auf das Brot gestrichen. Ich versuchte, mir die Nase beim Kauen zuzuhalten, das sollte den Geschmacksnerv ausschalten. Allein, es half nicht. Jemand ist ein paar Tage danach gestorben und ich war sehr lange Zeit sehr beeindruckt.

Wenn

das aktuelle Buch von den Stimuli seines Nachfolgers derart überlagert wird, leidet es fortan an einer ganz, ganz miesen Lebenserwartung.
Trotzdem, es wird gemocht.

The Warhol Dress

Alle paar Monate muss ich etwas mit meinen Händen machen. Ich muss etwas erschaffen. Wenn ich etwas erschafft habe, denke ich an Tom Hanks in Cast Away und rufe: I have made fire!
Dann schau ich mir mein Erzeugnis an. Erst zweimal hatte ich das Gefühl, etwas Eigenproduziertes der Öffentlichkeit zugänglich machen zu wollen. Es waren der Plural von Schal. Zwei Stück habe ich gestrickt. Einen Schal zu stricken ist das allereinfachste was Du machen kannst. Du musst noch nicht mal eine Strickprobe anfertigen. Strickproben mag ich nicht. Da liegt auch eigentlich die Axt begraben. Ich weiß nicht, ob das idiomatisch korrekt war.
Strickproben und Maßeinheiten und Längenangaben und alle anderen Regeln, die man braucht, um etwas herzustellen, das in den Kategorien Funktion und Ästhetik die volle Punktzahl nach Hause bringt, sind nicht meins. Es scheitert an der Geduld, am Besitz des richtiges Materials, am fehlenden Werkzeug, an der Unzulänglichkeit meiner Fertigkeiten und jedes Mal – jedes Mal – wenn ich gerade etwas bastele, nähe oder stricke, denke ich: Ach an der Stelle machste das grad mal anders, das sieht dann besser aus.
Ich machte den Laptop an.

(via: Dana-made-it.com)
Das Schnittmuster für dieses nette Mädchensommerkleidchen fand den Weg zu mir und mit ihm kam die große Unruhe, etwas mit meinen Händen zu machen. Ich bin gespannt, ob die Öffentlichkeit davon erfahren wird.

Großreinegemacht

Im Bad und auf dem Balkon. So ernsthaft, ich musste Handschuhe dabei tragen.
Das reicht bestimmt bis Sankt Martin.