Willkommen in der Selbsthilfegruppe

Heute wird gebacken, heute kommt Besuch! Käsekuchen wird die Zeit mit jemandem versüßen, der das gleiche Balancestreben hat wie ich: More work, less life.
Die Andere ist nämlich auch auf der Suche nach Arbeit und bringt dabei ähnlich komplizierte Parameter mit: Die Branche der bewegten Bilder soll es in ihrem Fall sein. Hinter der Kamera. Und mit Kohle, bitteschön. Weitere ausbeuterische Tätigkeiten als Aufnahmeleitungsassi sind vielleicht großartige Erfahrungen (wobei das nach dem vierten Mal auch fraglich ist) aber zahlen halt keine Krankenversicherung.
Ist das denn so schwer? Warum ist das so schwer?
Hier, zwei junge, gebildete, elektrisiert motivierte Absolventinnen. Wir suchen und warten und sind bereit. Und ja, wenn es denn noch sechzig bis achtzig Bewerbungen dauert, ist das okay. Allein, es mangelt an Angeboten.
Was ist da los? Wo sind die Teilzeitstellen? Der Bedarf ist da, nicht nur bei Frauen mit Kindern.
Das verstehe ich nicht. Ich habe mich an die Regeln gehalten: Studiert nach Interesse, das Nebenfach aber vernünftigerweise Wirtschaft. Gute Noten geschrieben, Praktika gemacht, alle in der gleichen Branche, freie Mitarbeiten, Auslandserfahrung. Und dann: Ein Kind vor dem ersten Job. Soll es jetzt an einer 25 Stundenwoche scheitern? Wo, Unternehmen, seid ihr, genauso flexibel, lösungsorientiert, richtungsweisend, wie ihr es von euren Mitarbeitern erwartet?

Die Erkenntnisse der letzten 24 Stunden

Erkenntnis gestern Abend: Nee, heute keine Stullerei zum Abendbrot. Heute mal was Matschiges, Pampiges, Fettiges, Gewürtzes, Heißes, Fremdgemachtes. Am besten mit Majo.
Erkenntnis gestern Nacht: Majo war dann wohl schon etwas älter.
Erkenntnis heute Morgen: Kein Volleyballspiel für mich, das Bett steht mir heute besser.
Erkenntnis heute Abend: Zwiebelkuchen kommt durchaus auch magenfreundlich daher.

Komm, mach mit!

Weißte wohl nicht, was Du morgen Abend machen sollst, was?
Geh doch nach Bielefeld ins Kamp. Die Stereotypen spielen dort mit Phrasenmäher.
Dr. Schmotzen ist schon ganz benebelt. Monieur LeGimpsi steht schließlich auf der Bühne. Und dann die Lichter überall. Die Musik.  Alle Leute klatschen, werfen die Arme in die Luft und rufen ganz laut, meistens: Sauna. Oder: Metal. Außerdem schreien sie 5-4-3-2-1. Und das, wo Dr. Schmotzen doch so gerne zählt.

Einlass: 19 Uhr
Beginn: 20 Uhr
Preise: 8-5 Euro (je nachdem ob Du irgendein Dokument vorweisen kannst, dass Dich zur Ermäßigung berechtigt)
Ort: Kulturkombinat Kamp e.V., Niedermühlenkamp 43, 33604 Bielefeld

Eine Liebesgeschichte – Teil II

Ich war geistig und körperlich in einer sehr seltsamen Verfassung. Ich brauchte nichts mehr. Keinen Schlaf, keine Nahrung. Ich konnte nicht still sitzen. Nachts feierte ich und wenn ich morgens zurückkehrte, ging ich in den Wald und lief. Einmal waren es 25 km, ich hatte es nicht gemerkt. Mein Leben schwebte auf Meth. Ich fiel zum ersten Mal durch eine Klausur, ich konnte nicht lernen. Dann fiel ich durch eine Hausarbeit. Ich wusste nicht, dass so etwas möglich ist.
Aber was machte das schon, ich hatte doch meine Gedanken an Monsieur LeGimpsi. Sie füllten meinen Tag. Und nachts standen wir in Ecken und redeten. Und alles war viel besser als ich jemals gedacht hätte.
Das Semester neigte sich dem Ende zu, der vorlesungsfreie Sommer stand bevor. Am letzten Abend trafen wir uns mit den anderen aus dem Seminar. Sie dachten an Ferien, ich dachte an Abschied. In dieser Nacht hatte ich das Gefühl, es sei vorbei. Monsieur LeGimpsis Stimme klang danach. Wir saßen bei Tagesanbruch in einem Café und das Streiten war uns abhanden gekommen. Alles an uns war Kampf gewesen. Balz vielleicht. Wir versuchten stets den anderen abzuhängen. Wenn nichts mehr half, durch körperlichen Einsatz. Einmal nahm Monsieur LeGimpsi meine Hand und tauchte sie in Ketchup. Da war er der Stärkere.
Jetzt nicht. Wir sprachen Belangloses und waren erschöpft.
Als er mich zum Bus brachte und sich verabschiedete, wusste ich plötzlich: Unsere Zeit ist vorbei.
An diesem Donnerstagmorgen saß ein übermüdetes Mädchen mit zerzausten Haaren und Tanzschuhen in einem Bus mit Menschen, die zur Arbeit fuhren und weinte. Dann wurde eine Entscheidung getroffen.
Zuhause angekommen, schrieb ich eine Mail. Wie schwer es war, dabei keine Schwäche zu zeigen. Schwäche zeigen, war das allerletzte, was ich wollte. Die Nachricht fiel sehr geschäftlich aus. Sie erinnerte an die Unterbreitung eines Fusionsvertrages. Ich schickte sie ab, ging ins Bett und schlief einen Tag und eine Nacht.

in Fortsetzung

Gerade lese ich

ein Buch, für das ich wahrscheinlich meinen akademischen Grad abgesprochen bekäme, erführe jemand davon. Ich hatte halt Lust drauf.
Lege ich sonst durchaus Wert auf sprachliche Dichte, freue ich mich an einem hohen Grad an Literarizität, geht mir Sprache vor Handlung, ist es bei diesem Autor nebensächlich.
Ich kenne ihn aus literaturwissenschaftsfernen Zeiten. Ich mag, wie er auf über tausend Seiten Welten erschafft und Geschichten so lange verwebt, bis alles Nahrhafte aus ihnen rausgeflossen ist. Die Charaktere bleiben verlässlich stereotyp, schlimmer noch, die äußere Erscheinung spiegelt ihr Wesen wider. Der Allerböseste, Sadistischste, Hinterhältigste wird immer mit einem kalten Funkeln in den Augen geboren. Der Held ist immer fleißig, tugendhaft und für seine Zeit erstaunlich emanzipiert. Die Heldin hat immer eine außergewöhnlich schöne weibliche Brust.
Trotzdem. Ich lese hier anders. Ich nehme hier Teil. Mein kritisch-analytischer Blick bleibt so konsequent ungespeist, dass er sich resigniert davonschleicht. Das ist entspannend, darauf hatte ich mich gefreut.
Nach den ersten 60 Seiten bin ich enttäuscht. Die Übersetzung schludert. Das Buch wurde rasch in den deutschen Markt gedrückt, der Marketingplan ließ es zeitgleich in allen Ländern erscheinen. Das hat der ersten Auflage deutlich geschadet. Neben nervenden Flüchtigkeitsfehlern ist die sprachlich Umsetzung nicht sorgfältig genug gelungen. Der Übersetzer vermurkst den Transfer von literarischer Bedeutung. Das Buch holpert, scheint lediglich aus vier unterschiedlichen Verben zu bestehen, es verwehrt einem schlicht den Zutritt zum entspannten Lesen.
Dr. Schmotzen gefällts. Sie nutzt den dicken Schinken als Sprungbrett.

Weihnachten im Schuhkarton

Machst Du mit bei Weihnachten im Schuhkarton? Könnteste ja eigentlich tun, nech? Das ist ganz einfach, das schaffst Du schon.
Du brauchst einen Schuhkarton in normaler Größe. Und den beklebst Du mit Geschenkpapier. Ausnahmsweise. Weihnachtsmotive wären ratsam, dem Anlass entsprechend.
Als Kind mochte ich Kisten und Schachteln immer sehr gern und habe darin allerhand gesammelt. Einmal sogar über Wochen hinweg Essensreste. Aber das ist eine andere Geschichte. Meinen Schuhkarton kann man daher das ganze Jahr über tragen.

Wenn Du ein Profi bist, beginnst Du bereits im Frühjahr, gelegentlich kleine, schöne Dinge in den Einkaufswagen zu legen. In dem Fall musst Du Dich auch schon früh entscheiden, ob Du ein Mädchen oder einen Jungen beschenken möchtest. Altersgerechte Präsente sind wichtig.

Mein beschenktes Kind ist ein fünf- bis neunjähriges Mädchen. Der Schwerpunkt in meinem Päckchen ist Malen und Basteln. Das Mädchen bekommt Ölkreide, dicke Buntstifte und einen Malblock. Glitzerkleber, ein Radiergummi, einen Anspitzer, einen Motivlocher. Dazu noch ein paar kleine Spiele und nützliche Gegenstände wie Jo-Jos oder Haarspangen. Schokolade darf niemals fehlen. Und Zahnhygieneartikel. Denn Deine Zähne brauchst Du ein Leben lang, wie meine Mutter mich stets unaufgefordert belehrte. Und ich Dr. Schmotzen.
Nicht in den Schuhkarton gehören Gegenstände wie Kriegsspielzeug, Bonbons, Schamanisches. Man kennt das ja.

Du bringst den gepackten Schuhkarton bis zum 15. November zu einer Abgabestelle Deiner Wahl. Mit sechs Euro für Abwicklung und Transport bist Du gut dabei.
Viel Freude beim Packen!