Gründet Kindergärten!

Heute ist ein wichtiger Tag in Dr. Schmotzens Leben: Heute wird sie im Kindergarten angemeldet. Und damit sie auch wirklich einen Platz bekommt, tragen wir uns in jede gottverdammte Liste ein, die im Umkreis von zehn Kilometern so rumflattert.

So wollte ich gestern Mittag beginnen, doch der Schlaf meiner Tochter hatte andere Pläne.
24 Stunden später weiß ich: Im August 2011 wird sich Dr. Schmotzen nicht ihre Vormittage mit 15 anderen Kindern um die Ohren schlagen. Sie wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in keinem hiesigen Kindergarten einen Platz bekommen.
Das hätte ich nicht gedacht. Dr. Schmotzen gehört dann doch nicht mal mehr irgendeiner U3-Sondergruppe an, die erhöhter Aufmerksamkeit und Betreuung bedarf. Sie wäre ein ganz normales Kindergartenkind mit einem ganz normalen rechtlichen Anspruch auf ein paar Stunden Fremdbetreuung am Tag, damit ihre Mutter erwerbstätig sein und das Bruttoinlandsprodukt steigern kann.
Es gibt auf dem Land einfach zu wenig Plätze. Entweder es befindet sich noch in einer anderen Zeit, in der Frauen nur Mütter waren oder es ist arm.
Ich glaube zweiteres. Betriebskindergärten wären doch fein. Bestes Commitment kinderhabender Angestellter kann man einfacher nicht haben. Nicht nur der Staat hat ein natürliches Interesse an brauchbaren Mitgliedern. Die Wirtschaft auch. Da kann sie ja auch mal ein wenig Verantwortung übernehmen.

Für August 2012 stehen unsere Chancen besser. Dann wird Dr. Schmotzen zu den knapp vierjährigen Kindergartenplatzlosen gehören, die fünf Minuten vor der Einschulung noch schnell gruppensozialisiert werden müssen damit sie sich anschließend reibungslos ins Schulsystem eingliedern können.
2012? Das ist noch voll lange! Bis dahin wird eh alles über Telekinese laufen.
(Eine gute Sache ist die Möglichkeit einer Tagesmutter, die sehr unverhofft ins Haus flattert. Das werden wir jetzt überdenken. Strukturell betrachtet keine Lösung.)

Wer vergisst zu verweigern

Wenn Du heute Abend noch nichts besonderes vorhast, dann schalt um 20:15 Uhr doch mal Das Erste ein. Christine Neubauer packt dann nämlich ihre weibliche Brust ein und macht Platz für die Verfilmung Sven Regeners Neue Vahr Süd.
Einer bestimmten Leserin möchte ich noch verraten: der Hinnerk spielt auch mit.

Adventspost


Vielen Dank nach Hessen.
Dr. Schmotzen kann nicht aufhören, Weihnachtsmänner zu zählen.
öf, döf, deize, wize, füze, deze, diebze, ahze, noize, tantig!

Draußen bester Schnee

und Dr. Schmotzen verbringt den ganzen Tag drinnen, weil sie nicht nur keine Winterstiefel tragen will sondern auch noch eine Aversion gegen gefütterte Ganzkörperanzüge entwickelt hat.

Das Weihnachtsprotokoll

Wie feierst Du denn Weihnachten? Wie lautet Dein Protokoll? Und wie sehr definiert es Deine Vorstellung der Heiligen Nacht?
Monsieur LeGimpsi und ich stecken in zähen Verhandlungen. Dr. Schmotzen ist mittlerweile alt genug, dass sie die große Party am Ende des Jahres durchaus zu würdigen versteht und nun in das feierliche Brimborium eingeweiht werden soll. Da ist es uns Eltern sehr wichtig, der nächsten Generation die individuellen Traditionen angedeihen zu lassen. Was sonst ist der Sinn des Fortbestands? Monsieur LeGimpsi legt seinen Argumentationsschwerpunkt primär auf unsere atheistische Grundeinstellung, ich hingegen schöpfe aus träumerisch-andächtigen Kindheitserinnerungen.
Wir streiten beispielsweise über Bezeichnung und Gestalt der geschenkbringenden Instanz. Ich hänge am Christkind, das sein güldnes Haar büschelweise am Weihnachtsbaum verliert und eine Spur aus Goldstaub an der Stelle hinterlässt, an der es den Raum betritt (also rund um das Schlüsselloch, denn dort schlüpft es ja nun mal durch). Monsieur LeGimpsi berichtigt Christuskind und verweist auf die Anzahl Kirchenbesuche unserer gemeinsamen drei Jahre (0). Er präferiert den Weihnachtsmann und beauftragt mit ihm und dem Nikolaus eine Männermannschaft mit der Geschenkelogistik. In Anbetracht der geringen Anzahl männlicher Bezugspersonen in Kindergarten und Grundschule vielleicht schlau überlegt, aber in unserem persönlichen Fall nicht überzeugend. Dr. Schmotzen wächst in einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis auf.
Ich fürchte zudem, Monsieur LeGimpsi wird seinem Kind eine Weihnachtsgeschichte erzählen, in der der Coca-Cola-Monstertruck über die Felder brettert und überzuckerte kapitalistische Geschenke verteilt.
Desweiteren greift er in einer ausladend patriarchalischen Geste nach dem Privileg des Glöckchens und dem damit verbundenen Startschuss für die Bescherung. Also bitte! Wer hat die ganze Arbeit an diesem Tag? Wer fällt den Baum? Wer schmückt ihn? Wer schiebt die Pommes Frites in den Backofen (zumindest in der Heilig Abendlichen Kulinarik sind wir uns einig)? Wer packt das Geschenk ein? Wer drapiert es hübsch unter den Zweigen? Das mach ja wohl alles ich. Da möchte ich dann auch bimmeln. Außerdem werde ja natürlich nicht ich das tun sondern das Christkind.