Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk und die Interpretation des Bildungsauftrags

Seit drei Jahren wohnen Monsieur LeGimpsi und ich zusammen und haben kein Privatfernsehen. Sehr bewusst trafen wir diese Entscheidung. So wie eben die meisten Entscheidungen bewusst getroffen werden müssen, wenn die Neurosen wuchern.
Wir begnügen uns also mit dem, was das Öffentlich-Rechtliche zu bieten hat und vergnügen uns mit DVDs aus Übersee. Wir schalten den Tatort ein und mögen ihn manchmal, wir nostalgieren zu Unterhaltungsshows unserer Kindheit, bis es dann nach 30 Minuten reicht, weil unsere Kindheit eben in den 80ern stattfand und was damals gut war, heute vielleicht nicht mehr funktioniert. Wir entdecken kleine Schätze auf Sendern, die nicht gemacht sind, groß zu werden.
An manchen Abenden, die DVD seit Tagen leergeschaut, das Sofa klebend vor Gemütlichkeit, füge ich mir auf Regionalsendern Kurioses wie Der Trödel King, Frau Dr. Haus oder eben Der große Haushaltscheck zu. Der WDR und seine Schwestern fahren zur Werktagsprimetime voll auf Docutainment ab. Das kann öffentlich-rechtlich vielleicht nicht ganz so viel Blut und Sozialkaputtheit bieten wie die Quotenvorbilder seiner privaten Stiefverwandtschaft, ist aber keineswegs um Tränen, schlechte Frisuren und Fremdschampotenzial verlegen.
Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks setzt auf diesem Gebiet übrigens ganz besondere Maßstäbe, Stefan Niggemeier zeigt das sehr anschaulich auf. Sie besucht finanzschwache Familien, schaut sich deren Geldfluss an und belehrt sie einer durchaus fragwürdig kostenoptimierten Lebensweise.
Einmal etwa bestand der misswirtschaftenden Familie gereichte Lösungsansatz nicht etwa darin, öfter auf Fleisch zu verzichten, um weiterhin beim Metzger kaufen zu können, sondern auf billigstes Discounter Hack aus garantiert artungerechter Haltung umzusteigen. Der Rat wurde dankend angenommen. Immerhin bleibt dann noch genug Kohle für eine Kartoffelpresse, dem Schlüssel zu Wohlstand und Würde.

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