Mehr lesen

Wie sich Martin Opitz‘ Autorenkonzept in seinem Buch von der Deutschen Poeterey zum Geniebegriff positioniert, wollte ein junger Germanistikstudent wissen. Von mir. Ob ich ihm dazu irgendwas sagen könne. Denn ich habe das vor zehn Jahren ja ebenfalls mal studiert. Mir fiel erstaunlich wenig dazu ein und so musste ich in Ruhe die Quelle lesen und nach dem ersten Lesen musste ich mir einen Kaffee machen und einen geräuscharmen Platz suchen und nochmal lesen und nach dem dritten Lesen musste ich mir die Textstellen laut vorlesen und dann mit viel Willensanstrengung eine Panikattacke unterdrücken, dass seit 2008 offensichtlich große Leerstellen an den Orten in meinem Gehirn gewachsen sind, wo sich vorher Wissen dieser Kategorie fand. Und frühes Neuhochdeutsch ist halt außerdem auch echt unangenehm zu lesen. Jedenfalls bin ich seit dieser Anfrage sehr unzufrieden, unübersehbar immer dümmer und dümmer zu werden.
Und unabhängig davon habe ich vor einigen Tagen auf normalen Twitterirrwegen eine Liste entdeckt, die mehr Diversität im Buchauswahldepartment verspricht. Ich hatte auf der Stelle Lust, Bücher nach diesen Kriterien auszuwählen. Naja, nicht jede Vorgabe wird umzusetzen sein. Also ich werd freiwillig kein Buch lesen, das auch nur im geringsten was mit Ostwestfalenlippe zu hat und wer schreibt Bücher mit Protagonisten, die so komisch heißen wie ich (eine Blitzrecherche hat ergeben, dass dieser Name in ziemlich naheliegendem Setting literarisch vermurkst wurde)?
Und außerdem hat ben_ seine Leseliste für 2017 veröffentlicht und da stecken viele Autorinnen drin, die nicht zu dem von mir belesenen Literaturraum Deutschland, USA, Israel gehören und das ist ja wohl mal eine echt gute Idee, sich da dogmatisch zu entspannen und sich  interkulturell umzusehen.
Und jetzt schau ich einfach mal, wie sich diese drei Textbeschäftigungsansätze aufs Jahr gesehen umsetzen lassen.

One Reply to “Mehr lesen”

  1. Ich hatte mal die Idee, die Handlung von Hamlet auf einen Bauernhof in Ostwestfalen zu verlegen. Habe ich aber – wenig überraschend – nicht weiterverfolgt.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.