Wir spielen

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Was ich an Monsieur LeGimpsi ja mag und mir gleichzeitig nicht ganz geheuer ist: Wenn er Interesse für ein Thema entwickelt, wird’s direkt exzessiv. Der kennt dann keine Grenzen mehr und gräbt sich wie so ein kleiner bebrillter Maulwurf rein ins Vergnügen. So wars auch, als er an einem Wochenende mal über tausend Seiten zur Musikgeschichte in Schriftgröße sechs Punkt gelesen hat. Und jetzt ist es ungefähr wieder so, nur dass ich dieses Mal mehr davon habe, denn es geht um Spiele.
Ich hasse ja Spiele aller Art (bis auf Sportspiele, aber die mag Monsieur LeGimpsi dafür dann nicht so gern. Hier handelt es sich aber um Spiele, für die man einen Esstisch braucht). Mir ist das immer zu umständlich, die Anleitungen zu lesen und zu verstehen. Ich schalte da direkt ab.

Jetzt ist es ja so, dass Monsieur LeGimpsi sich im Vorfeld immer akribisch und sehr kritisch informiert, bevor er das Spiel käuflich erwirbt. Da hat er sich also gedanklich schon mehrere Stunden mit dem Spiel, seiner Systematik und dem Regelwerk befasst. Wenn es dann seine beschwerliche Reise zu uns raus aufs Land gemeistert hat (Euphemismus für ethisch beschissene Amazonlieferung), ist der Herr innerhalb kürzester Zeit in der Lage, loszuspielen. Und dafür braucht er mich.

Ich hab dann meistens erstmal keinen Bock und lass ihn aufbauen. Das macht er mit größter Begeisterung zusammen mit Dr. Schmotzen und dort sitzen sie dann am Esstisch, die beiden fünfjährigen Mädchen, und reißen Plastiktütchen auf und freuen sich über die Spielsteine und beraten, ob man die mitgelieferten Spielstandserfassungspapierbogenblöcke im Internet Runterladen kann oder lieber das letzte Blankoexemplar aufbewahrt, um es auf den Kopierer zu legen, sollten jemals alle viertausendsechshundert Seiten aufgebraucht sein. Dann setz ich mich irgendwann dazu und lasse mir von Monsieur LeGimpsis Geekstimme die Regeln erklären. Mein Trick ist dabei, nicht zuzuhören bei vollster Simulation von Aufmerksamkeit. Und Begeisterung. Es geht dann üblicherweise zwanzig Minuten, nachdem er mit seinen Erläuterungen begonnen hat und auf jede noch so abwegige Sonderregel eingegangen ist, auch schon direkt los.

Und dann spielen wir. Weil ich nicht zugehört habe, erschließen sich mir die Regeln erst nach und nach. Und wenn ich ungefähr die ersten drei Mechanismen verstanden habe, finde ich auf einmal alles ganz toll. Dann machts richtig Spaß und ich will unbedingt gewinnen. Auf diese Weise habe ich in den letzten paar Wochen zehn neue Spiele kennengelernt. Das sind fünfmal so viele, wie ich vorher kannte. Und weil Monsieur LeGimpsi so absichtsvoll kaufentscheidet, sind die Spiele sehr verschieden und decken eine große Bandbreite an Komplexität und Mechanismen ab. Manche Spiele bestehen aus nur zwei Regeln, andere haben kapitelweise Anleitungen und können in zig Erweiterungen gespielt werden.
Ich mag auch, wie sich die Spiele in ihren Materialien und ihrer Gestaltung unterscheiden. Wie ihr Abstraktionsgrad immer genau richtig gewählt ist. Manche Spiele brauchen einfach Figuren, die aussehen, wie Miniaturwüstenreisende, während bei anderen einfarbige Holzkegel ganz prima sind. Fast jedes Spiel ist ein gutes Beispiel für intelligentes Kommunikationsdesign.

Ich könnte ja mal damit beginnen, die Spiele einzeln vorzustellen.

4 Replies to “Wir spielen”

  1. Ich finde es total putzig, dass hier drüber „Pflichtfeld *“ steht, und obendrüber „Pflichtfelder sind mit * markiert“. Und schwups! steckt man mittendrin in einem kosmischen Loop.

    Aber zum Thema: Ich läse Texte über Spiele sehr gerne.

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    1. Ha! Pro kosmischer Loop, ganz klar. Das muss bleiben.

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  2. Oh, oh, oh … *ganzaufgeregtsei* … zehn, echt? Superkuhl. Den Würfel kenn ich, das ist das Würfelspiel im Wandel der Zeiten. Und von zwei weiteren weiß ich ja auch. Bleiben 7 mir unbekannte. Das kann so nicht bleiben. Darum: Ich läse Texte über Spiele auch sehr gerne. Mir röchtete aber auch schon eine Liste.

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    1. Ach, ben_. Du kennst doch eh jedes Spiel auf diesem Planeten. Wahrscheinlich lachst du dich halb tot, wenn du diese Liste siehst.
      Außerdem bin ich eh kontra Listen, außer beim Einkaufen. Wir machen das hier schön der Reihe nach.

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