erster erster

So hier, erster Jänner. Vorsätze sind ja wohl das beschissenste, was man machen kann.
Jetzt sitz ich allerdings auf dem Sofa, trinke ein Erzeugnis der neuen Kaffeehöllenmaschine, die uns zum Feste geschenkt wurde, nachdem sie jemand im Sperrmüll fand und im Werk generalüberholen ließ. Das musst Du Dir mal vorstellen! Schmeißt einer dieses Gerät weg. Und nicht nur das, ein neuwertiges Rosenthal-Service lag ja direkt daneben, hässlich wie die Nacht.
Eben bei unwirtlichstem Regenwetter zu den Pferden spaziert, dabei die Zehen erkältet. Dann mit den Silvestereskapaden anderer beschäftigt, fremde Franzosen lagen dort morgens schlafend im Wohnzimmer. Da halte ich nicht mit. Der Monsieur und ich befanden uns gestern um neun im Bett und schauten zum Jahresfinale die letzten Folgen von Mad Men. Kurz bevor Lane Pryce versuchte, sich in seinem Jaguar ums Leben zu bringen, begann hinter dem Wald eine Knallerei, die sich für das geübte Ohr vom Truppenübungsplatzgeräusch abhob und die Jahreswende anzeigte. Der Mann und ich schüttelten kurz Hände und waren dann wieder ganz bei den Herren Draper und Sterling (wobei in dieser Staffel ersterer für mich an Gutheit verlor und letzterer an ihr gewann. Hatte schon etwas patriarchalisch-verrohtes, wie er am Ende nackt vor dem bodentiefen Fenster seines Hotels stand und auf die schlafende Stadt hinunterschaute, fand ich aus feministischer Sicht wahrscheinlich schon problematisch, ästhetisch gefällts).
Monsieur LeGimpsi läuft mit einem Zollstock durch die Wohnung und misst, das Kind turnt um ihn herum und mahnt »immer abwetzeln mit den thermometermaß, papa!« und ich pflege meine Neujahrsdepression und mache gegen meinen Willen eine Liste.

Zweitausenddreizehn
> nicht kaffeesüchtig werden (wichtig, da ich gewohnheitsempfängliche Seele gefährdet bin, was das Übernehmen von neuen Ordnungen angeht. Die Versuchung ist kein Freund von mir)
> Facebook verlassen (mittlerweile unerträglicher Zeitfresserort geworden, allerdings auch Kommunikationsplattform mit fünf Menschen, die so leicht nicht austauschbar ist)
> unbefristeten Arbeitsvertrag abstauben (diese Aussicht fühlt sich für mich nach lauter befristeten Verträgen wie eine Verbeamtung an. Gleich im Januar entscheidet sich, wie und ob ich ab Mai arbeite)
> The Wire schauen (finde so recht keinen Einstieg, glaube an die umfassende Reichhaltigkeit der Serie, finde so recht keinen Einstieg)
> ein bis zwei bislang geheime Sachen machen (die eine muss ich, die andere will ich, wobei ich erstere auch will, aber eher muss, innerlich, und außerdem fürchte ich mich vor ihr, und dann wieder kann sie den größten Spaß ever bringen. Hallo Neurosenbeet, frohes neues Jahr!)

Ich glaube, für unsere kleine Familie wird es ein gutes Jahr. Wir sind fleißige Mucklas und wenn uns das Glück nicht abhanden kommt, wird die Zeit uns ein recht großes Stück weiterbringen. Hare Krishna!

5 Replies to “erster erster”

  1. Das mit The Wire können wir ja schon gleich heute Abend angehen, nech?

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    1. Okay, trinke eben noch schnell nen Kaffee.

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  2. Ich drücke die Daumen für den Vertrag, weiß ich doch, wie schön das ist, wenn man endlich einen hat…

    Vorsätze sind gar nicht so schlimm!

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    1. Danke!
      Nja, die Hinrunde ist leicht, abgerechnet wird in zwölf Monaten.

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  3. The Wire ist famos. Wenn man sich darauf von den Sopranos aus zu bewegt. Wie das ist, wenn man von Mad Men kommt, kann ich mir schlecht vorstellen. Es ist eigentlich ein ziemlich klassische Krimiserie, nur das man diesmal denkt, „Scheiße ja, genauso läuft die Scheiße.“ … Excuse my French …

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