Girls only

Monsieur LeGimpsi ist ausgezogen.
Für den Effekt habe ich in diesem Satz eine wichtige Angabe unterlassen. Er ist nämlich nur bis Sonntag von uns fortgegangen und aus rein kulturhedonistischen Gründen.
Dr. Schmotzen und ich sind bereits ein paar Tage unter uns und haben uns in der Mädchen-WG bestens eingegroovt. Heute zum Beispiel erst Schaumbad, danach Backofenpommes und dabei die neuste Folge von Pingu.
Und sobald die Mitbewohnerin schläft, fängt die allerbeste Zeit an. Dann habe ich ungefähr drei Stunden nur für mich. Solange halte ich durch, bis ich geistig wegbreche und in sofortigen Tiefschlaf übergehe.
Nicht, dass Monsieur LeGimpsi und ich sonst immer zusammenkleben, aber es macht eben doch einen Unterschied, ob da jemand zwei Türen weiter im Büro sitzt oder zwanzig Kilometer entfernt im Hotel. Ich freue mich, dass mein Kopf an Endorphinausschüttungen nicht geizt und fühle ich mich gerade sehr frei.

Spuren

Die Sonne strahlt in jede dunkle Ecke und findet den Fleck. Sie scheint gegen das Fenster.
Dr. Schmotzens fetthaltige Fingerschmierereien brechen das Licht und werfen asymmetrische Schattenmuster auf den Boden. Wenn ich die Glasscheiben nie wieder putzte, blieben sie für immer konserviert. Eine Ansammlung von Tatsachenberichten über Nachmittage mit Waffeln und Vanilleeis.
Ich denke an Deine Abdrücke und Deine Spuren. Deine Papillarleisten an Türklinken, Schubladen, Würfeln, an Deinem Sessel, in dem niemand sitzt, an tausenden Tennisbällen, an Deiner Liege für die Sonne, an der Hängematte, am Klettergerüst, in der Zwergenkammer, dem perfekten Versteck, am Müllcontainer, an Deinem Weg rauf und runter, hin und her, am Werkzeug, am Rasierapparat, an Autoreifen, an Deiner Thermoskanne, an den Schrauben, die Du in meine Wände gebohrt hast, an unzähligen Stühlen und Tischen und Tafeln und Projektoren und Schränken, auf Eineuro- und Zweieuromünzen überall auf der Welt. An Deine Fußabdrücke im weichen Boden am Wehr, auf Asche, am Bach, im Sandkasten, in frischem Beton, auf dem Teppich im Keller, den man nur in Socken betreten darf.
Wir werden drüberleben. Verwischen sie, vermischen sie. Wir machen sie zur zahllosen Tapetenschicht über und unter anderen. Niemand wird sie je entdecken, sie machen keinen Unterschied. Aber sie sind da. Weil Du da warst.

Etschlos

Dr. Schmotzen hat eine andere Mama. Sie heißt Etschlos und weiß alles besser als ihre bisherig einzige. Wenn ich das Kind zum Händewaschen schicke, sagt es: »etschlos hat desat, ich muss nich meine hände waschen.«
Wenn ich keine Zeit habe, ihr eine Geschichte vorzulesen, sagt es: »meine andere mama liest mir immer was vor.«
Manchmal redet Dr. Schmotzen endlos variable Vokalkonsonantenbinärkombinationen. Sie sagt: »ich spreche mit etschlos.«