Landleben vs. Stadtleben 1:1

Was wird Dir in der Stadtwohnung im dritten Stock niemals passieren?
Morgens verschlafen den Mülleimer unter der Spüle öffnen, sich wundern, warum die Plastikfolie so merkwürdig perforiert ist, zweimal, dreimal, viermal schauen, was denn dort auf dem zur Seite geschobenen Deckel sitzt und sich putzt, sich über den sekundenschnellen Anstieg Adrenalins freuen, in weltrekordunterbietendem Tempo aus dem Zimmer springen, sich überlegen, wie man das gesamte Eigentum in Umzugskisten bekommt, ohne die Haselmaus zu verärgern oder zur Umsiedlung unter das Sofa zu motivieren, zur Vernunft kommen, sich nicht an die Nummer der Polizei erinnern können, überlegen, ob die Stichflamme von Streichholz und Haarspray ausreichen würde, erneut zur Vernunft kommen, Nachbarin anrufen, sich auf einen Stuhl stellen und durch gezielte Richtungsbestimmungen das Tier nach 20 Minuten Scheucherei ins Freie entlassen.

Das linke Handgelenk ist wieder nackt.

Jetzt ist es abgefallen. Beim Spülen, eben. Es fühlte sich plötzlich ein wenig leichter an um die Hand. Schade finde ich das.
Weihnachten vor drei Jahren wurde ein ein Meter langes Lederband schwesterlich geteilt und an zwei grazile Handgelenke geknotet. Von da begleitete es. Viel von der Welt hat es in meinem Fall nicht gesehen, da hätte es sich ein Diplomaten-, Kapitäns- oder Taxifahrergelenk aussuchen müssen.
Mit dabei war es bei zwei Umzügen, einer Geburt, einer Hochzeit, einer Beerdigung, in der Liebe und im Streit. Es hatte also durchaus Gelegenheit, zu einer Persönlichkeit zu reifen. Hat ja auch geklappt, hat die Scheidung eingereicht.

Obsession

Ich komme nicht vorbei.
Sie rufen: Bleib, Nimm uns!
Und ich, butterweich, gewähre Scharen von ihnen Einlass. Spüle sie in milder Seifenlauge, trockne sie rostprophylaktisch, lege sie in eine kleine, mittlere, große Schachtel, frage mich: Musste das? Denke: Ja.
Aber: Wann und Wie? Und weiß: Nie.
Ich versuche, mich zu mobilisieren gegen sie. Damit das nächste Mal ich stark bin und sie keinen Einzug erhalten in meinen Einkaufswagen, in mein Leben. Sie sollen da nicht sein. Ich mag es lieber übersichtlich.
Außerdem backe ich doch höchstens Vanillekipferl.

Das mit den Zwiebeln macht dann Ihr Mann.

Sie sehen nun: Der Käsekuchen und seine mikrobiologischen Prozesse – Tag 2.

Nein, nein, dieses Stück ist exklusiv für Frau Mutti, die mit Ohrenschmerzen zu Bett liegt und ausschließlich mittels Käsekuchen genesen kann. Das wäre ja Verweigerung Erster Hilfe, spränge ich nicht augenblicklich mit benötigter Substanz herbei.
Das Zwiebelrezept kenne ich übrigens auch. Nur hat meine Mutter uns Kindern immer halbierte Zwiebeln in die Ohren gestopft und nen Schal drumgebunden. Ich halte mich auf diesem Gebiet daher zurück.
Werden Sie gesund!

Willkommen in der Selbsthilfegruppe

Heute wird gebacken, heute kommt Besuch! Käsekuchen wird die Zeit mit jemandem versüßen, der das gleiche Balancestreben hat wie ich: More work, less life.
Die Andere ist nämlich auch auf der Suche nach Arbeit und bringt dabei ähnlich komplizierte Parameter mit: Die Branche der bewegten Bilder soll es in ihrem Fall sein. Hinter der Kamera. Und mit Kohle, bitteschön. Weitere ausbeuterische Tätigkeiten als Aufnahmeleitungsassi sind vielleicht großartige Erfahrungen (wobei das nach dem vierten Mal auch fraglich ist) aber zahlen halt keine Krankenversicherung.
Ist das denn so schwer? Warum ist das so schwer?
Hier, zwei junge, gebildete, elektrisiert motivierte Absolventinnen. Wir suchen und warten und sind bereit. Und ja, wenn es denn noch sechzig bis achtzig Bewerbungen dauert, ist das okay. Allein, es mangelt an Angeboten.
Was ist da los? Wo sind die Teilzeitstellen? Der Bedarf ist da, nicht nur bei Frauen mit Kindern.
Das verstehe ich nicht. Ich habe mich an die Regeln gehalten: Studiert nach Interesse, das Nebenfach aber vernünftigerweise Wirtschaft. Gute Noten geschrieben, Praktika gemacht, alle in der gleichen Branche, freie Mitarbeiten, Auslandserfahrung. Und dann: Ein Kind vor dem ersten Job. Soll es jetzt an einer 25 Stundenwoche scheitern? Wo, Unternehmen, seid ihr, genauso flexibel, lösungsorientiert, richtungsweisend, wie ihr es von euren Mitarbeitern erwartet?

Die Erkenntnisse der letzten 24 Stunden

Erkenntnis gestern Abend: Nee, heute keine Stullerei zum Abendbrot. Heute mal was Matschiges, Pampiges, Fettiges, Gewürtzes, Heißes, Fremdgemachtes. Am besten mit Majo.
Erkenntnis gestern Nacht: Majo war dann wohl schon etwas älter.
Erkenntnis heute Morgen: Kein Volleyballspiel für mich, das Bett steht mir heute besser.
Erkenntnis heute Abend: Zwiebelkuchen kommt durchaus auch magenfreundlich daher.